Page 44 - Holzforum Ausgabe 1/2015
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Warenkunde Kiribaum

Ein Exot wird heimisch

Den Kiribaum kannte man hierzulande bisher nur als exotisches                                              Vor allem den wegen seiner
Ziergewächs. Doch die Zeiten ändern sich: Seit einigen Jahren                                          schönen Blüte beliebten Blauglo-
gibt es in Deutschland erste Nutzholz-Plantagen.                                                       ckenbaum – eine von weltweit sie-
                                                                                                       ben Kiri-Baumarten – findet man
    Eins springt beim Anblick     Material wird zum Beispiel für     vor kurzem keinen Plantagenan-    in vielen Parks und Botanischen
des Kiribaums sofort ins Auge:    Möbel, Musikinstrumente, Surf-     bau. Eigentlich war die Pflanze   Gärten. Der Würzburger Arzt und
seine riesigen Blätter, die mehr  bretter und Tischtennisplatten     hierzulande bisher nur als Zier-  Japanologe Philipp Franz von Sie-
als 60 cm Durchmesser errei-      verwendet. Doch auch Produkte      gehölz bekannt.                   bold hat ihn im 19. Jahrhundert
chen können. Die Pflanze wird     rund ums Haus – wie Fassaden                                         nach Europa gebracht.
dadurch zu einem regelrechten     und Jalousien – werden daraus
„Photosynthese-Kraftwerk“ und     hergestellt. Für Bodenoberflä-
liefert extrem schnell wachsen-   chen ist Kiri dagegen zu weich.
des Holz. Manche Kiribäume        Dafür ist das Holz leicht zu ver-
wachsen zehnmal schneller als     arbeiten und relativ feuchteun-
Eichen, rund 3 cm dicke Jahres-   empfindlich. Außerdem bietet es
ringe sind keine Seltenheit.      eine gute Wärmedämmung und
                                  trocknet auf natürliche Weise
    Ursprünglich beheimatet ist   in nur drei Monaten. Viele Kiri-
der Baum in Asien, wo man ihn
seit langer Zeit zur Holzgewin-     Holzsorten haben zudem eine
nung anpflanzt. Das relativ           schöne, ausgeprägte Mase-
leichte                               rung, die optisch an Tropen-
                                     hölzer erinnert.

                                   Kiri in Deutschland
                                   und Europa

                                       Auch in Deutschland kann
                                  man Möbel und andere Pro-
                                  dukte aus Kiri schon lange kau-
                                  fen. Meist sind das dann Importe
                                  aus den Ländern, in denen der
                                  Baum vor allem angebaut wird:
                                  China, Taiwan, Japan und Viet-
                                  nam. In Deutschland herrschen
                                  dagegen eigentlich keine gu-
                                  ten Anbaubedingungen für die
                                  Pflanze. Doch es gibt Ausnah-
                                  men: Am Bodensee, im Rhein-
                                  graben, im Ruhrgebiet und in ei-
                                  nigen Regionen an der Ostsee-
                                  küste wächst der Baum relativ
                                  gut. Doch auch dort gab es bis

                                  Die markante Maserung erinnert an  Auf der Bonner Plantage: Peter Diessenbacher mit einjährigen Kiribäumen.
                                  Tropenholz.
                                                                     Fotos: WeGrow GmbH

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