Page 36 - Holzforum Ausgabe 1/2017
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Bauen und
Dämmen Bauwirtschaft
Bauwirtschaft in Jubelstimmung
Die deutsche und europäische Bauwirtschaft kann sich derzeit In den nächsten Jahren dürfte
über mangelnde Aufträge nicht beklagen. Mindestens bis 2018, die aber nur noch moderat stei-
so zeigen verschiedene Indikatoren, soll die Hausse anhalten. gende Auslandsnachfrage den
Bedarf an Neubauten spürbar
dämpfen. „Deshalb wird bereits
Die Baunachfrage in Deutsch- bis zehn Jahren sind heute schon werde, die sich um die Zukunft für 2018 mit einem leichten Rück-
land wurde – und wird – in allen für rund 1,5 Prozent zu bekom- des Euro sorgen bzw. kaum noch gang der gewerblichen Bauinves-
Bausparten ganz wesentlich von men. Probleme bereiteten jedoch andere Anlagealternativen sehen. titionen gerechnet“, glaubt Gluch.
der großen Zahl an Flüchtlingen vielfach die Vorgaben, die sich In diesem Jahr dürften rund „Die deutliche Entlastung von
geprägt, die seit 2014 vermehrt aus der desaströsen Umsetzung 260.000 Wohnungen in neu er- den Flüchtlingskosten sowie Bun-
nach Deutschland strömten. der europäischen Wohnimmobili- richteten Wohngebäuden fer- desmittel für finanzschwache Ge-
„Dieser Impuls wird auch in den enkreditrichtlinie in Deutschland tiggestellt werden. Bis 2018 er- meinden werden den Kommunen
kommenden Jahren anhalten, ob- ergeben. Der Wert der Immobilie folgt eine Steigerung auf rund in den nächsten Jahren zusätzli-
wohl der Flüchtlingsstrom bereits spielt danach nur noch eine unter- 285.000 Einheiten. Mit 3,2 Fer- che Finanzspielräume bescheren.
erheblich abgeebbt ist“, sagt Erich geordnete Rolle – im Gegensatz tigstellungen je 1.000 Einwoh- Dies wird dazu führen, dass die
Gluch vom Ifo-Institut. Kommunen ihren Investiti-
Die gesamten Bauinves- Reale Bauinvestitionen in Deutschland onsrückstand – insbeson-
titionen würden in Deutsch- dere im Gebäudebereich –
land demzufolge in diesem Veränderung in Prozent gegenüber Vorjahr zukünftig wieder etwas ver-
Jahr um gut drei Prozent zu- Bausparte 2015 2016 2017 2018 ringern werden“, so Gluch
legen. Mit knapp zwei Pro- Wohnungsbau 1,5 4,0 2,5 0,5 weiter. Die öffentlichen Tief-
zent 2017 sowie um 0,2 Pro- Wirtschaftsbau bauinvestitionen profitier-
zent 2018 werde sich dann
-1,1 1,5 0,6 -0,9 ten daneben bis 2018 von
allerdings der Anstieg deut- Öffentlicher Bau -2,0 3,0 2,2 1,3 den vorübergehend stark
lich abflachen. Der größte Bau insgesamt 0,3 3,2 1,9 0,2 erhöhten Verkehrsinvestiti-
Wachstumsbeitrag entfalle, onen des Bundes. „Die öf-
so Gluch weiter, dabei in Quelle: Statistisches Bundesamt; 2016 bis 2018: Prognose des ifo Instituts fentlichen Bauinvestitionen
diesem sowie im nächsten Jahr zur Entwicklung des zukünftigen ner dürfte dann auch der Durch- dürften im Durchschnitt der Jahre
auf den Wohnungsbau. Deutliche Einkommens. schnittswert für alle europäi- 2016 bis 2018 um rund 2,25 Pro-
Impulse seien 2018 vom öffentli- Die Preise für Wohnimmo- schen Länder (3,3) fast wieder zent pro Jahr zunehmen.“
chen Bau zu erwarten. bilien sind in den letzten Jahren erreicht werden. Nach einer sechsjährigen
Nach der aktuellen Ge- angestiegen; in einigen Groß- Im Wirtschaftsbau hatte die Schrumpfungsphase gehe es
meinschaftsdiagnose der Wirt- städten sogar sehr deutlich. Den- Investitionsneigung der Unter- auch in Europa seit 2014 wieder
schaftsforschungsinstitute wird noch sei die Angst vor einer Im- nehmen seit 2012 nachgelas- bergauf. Im Durchschnitt der
das reale Bruttoinlandsprodukt in mobilienpreisblase in Deutsch- sen. Die Frühindikatoren deu- Jahre 2016 bis 2018 wird ein
Deutschland 2016 um rund zwei land unbegründet, sagt Gluch. ten für die Jahre 2016 und 2017 Wachstum von fast drei Prozent
Prozent und 2017 um knapp 1,5 Die Preise würden nämlich ganz aber wieder auf eine Belebung pro Jahr erwartet. Die vier wich-
Prozent zulegen. wesentlich nicht von Spekulation, der gewerblichen Bauleistun- tigsten Treiber für diese positive
Potenzielle Wohnungserwer- sondern von „natürlichen“ Fakto- gen hin. „Im gewerblichen Tief- Entwicklung sind: Bevölkerungs-
ber profitierten weiterhin vom ren wie knappem Bauland, Fach- bau machen sich die zusätzli- anstieg und -wanderungen, gute
ausgesprochen niedrigen Zins- kräftemangel, steigenden ener- chen Bundesmittel für die Deut- gesamtwirtschaftliche Aussich-
niveau. „Dieses dürfte sogar getischen Anforderungen etc. sche Bahn sowie die – nochmals ten, spürbare Einkommenszu-
noch einige Jahre anhalten“, sagt getrieben. Hinzu komme, dass die aufgestockten – Fördermittel für wächse und sinkende Arbeitslo-
Gluch. Hypothekendarlehen mit Nachfrage zunehmend auch von den Breitbandausbau positiv be- sigkeit sowie die anhaltend nied-
einer Zinsfestschreibung von fünf Teilen der Bevölkerung getrieben merkbar“, analysiert Gluch. rigen Zinsen. Q
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