Page 33 - Holzforum Ausgabe 3-4/2023
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Statistik I Handel
Mitarbeitersuche wird teurer
Laut der Bundesagentur für Arbeit hat sich die Anspannung
auf dem deutschen Arbeitsmarkt zwischen 2010 und 2022 Zur Studie
verdreifacht. Die Studie stützt sich auf
Daten der Bundesagentur für
Neben aktuellen wirtschaftlichen die Lage auf dem deutschen Ar- den vergangenen zwölf Jahren Arbeit und kann kostenlos
abgerufen werden unter:
Turbulenzen treibt Unternehmen beitsmarkt verschärft hat. mehr als verdreifacht: Während
seit Jahren der sich verschär- Demnach hat sich die so- es im Juni 2010 0,17 offene Stel- https://doku.iab.de/
fende Arbeitskräftemangel um. genannte Arbeitsmarktanspan- len je arbeitsuchende Person kurzber/2023/kb2023-12.pdf
Eine neue Studie des Instituts nung, welche die Zahl der offe- gab, hat die Anspannung im Juni
für Arbeitsmarkt- und Berufsfor- nen Stellen ins Verhältnis zur 2022 einen Höchstwert von 0,56
schung zeigt nun im Detail, wie Zahl der arbeitssuchenden Per- erreicht und ist seitdem zum suchendenquoten höher sind,
sich zwischen 2010 und 2022 sonen setzt, in Deutschland in 1. Quartal 2023 nur leicht abge- wie die Autoren schreiben. Für
sunken. Weiter hat sich die An- die Karte wurden die Daten von
Arbeitsmarktanspannung spannung in der Zeit von 2010 1.300 Berufsgruppen und 400
bis 2022 nicht nur im allgemei-
Kreisen in Deutschland zusam-
nach Kreisen im Juni 2022 nen Durchschnitt über Deutsch- mengefasst.
land, sondern auch innerhalb Einher geht der höhere Auf-
Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitsuchenden aller untersuchten Berufsberei- wand auf Unternehmensseite mit
in Landkreisen und kreisfreien Städten
che erhöht, wobei die Bereiche höheren Kosten bei der Suche.
„Verkehr, Logistik, Schutz und Laut den Autoren führe eine Ver-
Sicherheit“ sowie „Kaufmänni- doppelung der Arbeitsmarktan-
sche Dienstleistungen, Waren, spannung zu 9,8 Prozent weni-
Vertrieb, Hotel, und Tourismus“ ger Bewerbungen, einer 13,6
noch relativ wenig vom Mangel Prozent längeren Suchdauer, 6,8
betroffen gewesen sein sollen. Prozent mehr genutzten Such-
Geografisch besonders be- kanälen und einer Erhöhung der
troffen sind laut den Autoren Einstellungskosten – nicht Ge-
Süddeutschland sowie ländli- haltskosten – von 13,7 Prozent.
che Regionen (s. Karte). In Süd- Interessanterweise führte der
deutschland habe die Anspan- Druck laut den Autoren zwischen
nung bereits die Parität über- 2010 und 2019 kaum zu einer Er-
schritten, so dass auf jeden Ar- höhung der Gehälter. Diese hät-
beitssuchenden mehr als eine ten sich geschätzt bei einer Ver-
offene Stelle kommt. Eine ver- doppelung der Anspannung im
gleichsweise niedrige Anspan- Schnitt um nur 0,9 Prozent er-
nung bestehe in vielen Kreisen höht. „Empirisch zeigt sich, dass
Nordrhein-Westfalens sowie im die höhere Anspannung das
ostdeutschen Bundesgebiet. Lohnniveau bisher nur geringfü-
Auffällig sei auch eine gig angehoben hat“, schrei ben
meist geringere Arbeits- die Autoren. Stattdessen su-
marktanspannung in che man länger, betreibe mehr
städtischen Kreisen, weil Aufwand oder verzichte sogar
dort tendenziell die Ar- auf die Besetzung einer Stelle.
Quelle: BA-Statistik und IAB-Stellenerhebung, jeweils 2022. Grafik: IAB. beitslosen- und Arbeits- n
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