Page 48 - Holzforum Ausgabe 3/2022 + Sonderheft Trends
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Betriebs-
                    führung         Holzkunst Holocher





           Cobots im Schreinerhandwerk






           Kollaborative Robotik-Lösung zeigen, dass sich dadurch Pro-                       während der letzten Feiertage,
           duktivität und Qualität steigern lassen.                                          in denen sich Holocher und die
                                                                                             Mitarbeitenden ihren Familien
                                                                                             gewidmet haben, klaglos und
           Vollholzmöbel-Fertigung und mo-  Technik. Zu seinen bekanntes-  Dies war die erste Aufgabe   kontinuierlich 500 Lenkräder für
           dernste Roboter-Lösungen: Im   ten Kreationen gehört seine Kü-  für die Cobot-Lösung von TQ. Der   die Kletterbögen geschliffen. So
           Handwerksbetrieb Holocher in   chen- und Kochinsel, deren Ar-  Arbeitsprozess gestaltet sich so:   macht sich die Cobot-Investition
           Waltenhofen im Allgäu zeigt sich,   beitsplatte sich vollautomatisch   Der Roboter fährt zunächst über   auch in kürzester Zeit bezahlt.
           wie sich diese beiden Elemente   auf Zuruf in eine Essgruppe oder
           erfolgreich kombinieren lassen.   Frühstückstheke verwandelt.
           Die kollaborative Robotik-Lösung   Das zweite Standbein des
           vom Anbieter TQ übernimmt mo-  Meisterbetriebs ist die Fertigung
           notone, körperlich anstrengende   von Spiel- und Kletterbögen für
           Prozesse wie etwa das Leimen   Kinder aus heimischen Hölzern.
           von Holzelementen, damit sich   Zu jedem der Kletterbögen gehö-
           die Mitarbeitenden verstärkt um   ren 54 Löcher. Die Herausforde-
           das Design, die Qualitätssiche-  rung besteht darin, in jedes die-
           rung und die Feinarbeiten küm-  ser Löcher die exakte, optimale
           mern können. Eine fruchtbare   Leimmenge zu positionieren.
           Symbiose, die Freiraum für neue   „Wenn die Mitarbeitender am
           Ideen schafft, die Produktivität   Tag bis zu 1.000 Löcher mit Leim
           sowie Qualität erhöhen, konkur-  befüllen, ist das schon ziemlich   Cobots werden vor allem für monotone und körperlich anstrengende
           renzfähige Produktion „Made in   anstrengend und führt aufgrund   Arbeiten eingesetzt.
           Germany“ ermöglicht und zudem   der monotonen und kraftzehren-  die ausgefrästen Bohrungen der   Derzeit setzt Holocher den
           Arbeitsplätze sichert.     den Arbeit auch schon mal zu   Kletterbögen. In jedes der Löcher   TQ-Roboter für rund 15 Prozent
              Elias Holocher, Geschäfts-  Ungenauigkeiten“, erläutert Elias   wird der Leim, der über einen   der laufenden Arbeiten ein, er
           führer von Holzkunst Holocher,   Holocher. Zu wenig Leim bedeu-  Schlauch aus dem Leimeimer   würde diesen Anteil gerne – etwa
           gründete seinen Handwerks-  tet, dass die Verbindung instabil   zugeführt wird, mit einer Leim-  in Verbindung mit der geplanten
           betrieb vor sechs Jahren und   ist, zu viel Leim dagegen erfor-  pistole kontrolliert in die 54 Lö-  neuen Produktionsstraße – auf
           entwirft seitdem Produkte aus   dert anschließendes Abschleifen   cher der vier Bögen eingebracht.   90 Prozent ausbauen. Und auch
           Vollholz  mit  Hilfe  modernster   des überflüssigen Leims.  Dazu betätigt die Cobot-Hand die   in Sachen Wirtschaftlichkeit
                                                                 Standard-Leimpistole, die am Ro-  und Return-of-Investment (ROI)
                                                                 boterarm montiert ist, mit dem   erweist sich der Cobot als un-
                                                                 Robotergreifer. So gelangt in je-  schätzbarer Gewinn. Bei einer
                                                                 des Loch die optimal dosierte   Laufzeit von vier bis fünf Jahren
                                                                 und gleichbleibende Leimmenge.   kostet der Roboter gerade mal
                                                                    „Was uns sofort begeistert   17 Euro pro Tag. Und was sagen
                                                                 hat, war das unkomplizierte De-  die Mitarbeiter zum Roboter-Kol-
                                                                 finieren der einzelnen Aufgaben.   legen? „Anfangs waren die Skep-
                                                                 Denn wir sind keine Program-  sis und die Angst ersetzt zu wer-
                                                                 mierer, können den Roboter aber   den schon sehr groß. Doch sie
                                                                 dank der Apps von TQ trotzdem   erkannten schnell, dass ihnen
                                                                 schnell für weitere Aufgaben ein-  der Roboter die monotonen, stu-
                                                                 setzen“, fügt Holocher hinzu. So   piden und anstrengenden Aufga-
           Positiv: Das einfache Programmieren mit Hilfe von selbsterklärenden Apps.  hat der Cobot beispielsweise   ben abnimmt“, erklärt Holocher.  n

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       HF2022-3_Buch.indb   48                                                                                  01.08.2022   10:09:12
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