Page 43 - Holzforum Ausgabe 3/2022 + Sonderheft Trends
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Forschung &
Insectdetect Entwicklung
Wer knabbert denn da?
Forscher haben ein neues akustisches Messverfahren für holz- stehen, wenn eine Begutach-
zerstörende Insektenlarven entwickelt und erfolgreich erprobt. tung einen Verdacht auf Befall
ergibt – wenn etwa Ausschlupf-
löcher oder Bohrmehl entdeckt
Wenn der Asiatische Laubholz- Körperschall im nicht mehr hör- Bisher müssen Importwaren, werden – mit den bisherigen
bockkäfer per Holzimport einreist baren Frequenzbereich an die nachdem sie augenscheinlich Untersuchungsmethoden aber
und sich ausbreitet, bedeutet das Probe geklemmt. Konkret wur- einen Insektenbefall aufweisen, keine Schadinsekten ans Tages-
für heimische Laubbäume größte den eine vierkanalige stationäre mitunter aufgebeilt werden, um licht gebracht werden konnten“,
Gefahr. Schadinsekten wie diese Messanlage sowie eine mobile eventuelle Schädlinge ausfindig schreiben die Forscher. Bisher
stehen daher ganz oben auf der Version im Labor unter Quarantä- zu machen – eine zerstörende standen Prüfer immer vor der
Liste der sogenannten Quaran- nebedingungen, im Holzhandel, Probenahme, die bei Kunstwer- Frage, ob es sich nur um einen
täne-Schädlinge. Entsprechend an Holzbauteilen und an Proben ken oder lebenden Pflanzen alten oder doch um einen aktiven
gibt es Bemühungen im inter- nach chemischer und thermi- schwer möglich ist. Mit dem Befall handelt und welcher Anteil
nationalen Warenverkehr, ihre scher Bekämpfungsmaßnahme neuen Verfahren soll ein Prüfer- einer Probe betroffen ist.
ungewollte Einreise abzuweh- erprobt. Auf die Suche ging man gebnis laut den Experten idealer- Nach eigener Einschätzung
ren. Ein Forschungsverbund un- – jeweils erfolgreich – unter an- weise bereits nach einigen Minu- sehen die Fraunhofer-Forscher
ter Leitung des Fraunhofer-Insti- derem nach kleineren Larven des ten feststehen. gute Chancen, den Einsatz des
tuts für Holzforschung hat nun Splintholzkäfers sowie größeren „Damit können Unsicherhei- akustischen Messverfahrens auf
ein neues Verfahren entwickelt, Larven des Hausbocks. ten minimiert werden, die ent- mobile Messgeräte auszuwei-
das mittels akustischer Messung ten. So wurde bereits eine App
aktive Insektenlarven in Hölzern zur Datenakquisition erprobt,
sehr effektiv und ohne zerstö- Mittels eines neuen Verfahrens soll die künftig mobile Messungen
importiertes Laubholz akustisch auf
rende Probenahme aufspüren aktiven Insektenbefall überprüft werden mittels Handys und entspre-
können soll. Verpackungen und können. Oben zu sehen: angeklemmter chenden Sensoren ermöglichen
Holzwaren könnten dadurch Sensor; unten: mobiler Messkoffer mit könnte, was die Arbeit der Über-
schneller und effektiver auf Mobiltelefon und Akku. wachungsbehörden deutlich er-
Schädlinge untersucht werden, leichtern würde.
schreiben die Forscher. Eine Einschränkung weise
Im sogenannten Projekt In- das akustische Detektionsver-
sectdetect entwickelten die fahren allerdings auf, wie es
Holzexperten dazu ein Verfah- in einer Mitteilung heißt: So lie-
ren, das die Bewegungen von ßen sich nicht alle Lebenssta-
Insekten im Holz hörbar macht. dien von Schadinsekten – etwa
Das System stützt sich auf akus- verborgene Eier oder Puppen –
tische Messverfahren, die bereits akustisch nachweisen. Deshalb
für Messungen im Labor und für bleibe eine visuelle Begutach-
den mobilen Einsatz weiterentwi- tung unverzichtbar. Die Aussa-
ckelt und erprobt wurden. „Mit In- gefähigkeit einer Messung lasse
sectdetect können Larvenaktivi- sich in kritischen Fällen aber
täten holzzerstörender Insekten steigern, indem – bei zunächst
mit akustischen Messungen sehr nicht messbaren Larvenaktivi-
genau nachgewiesen werden“, täten – über mehrere Tage und
heißt es dazu vom Fraunhofer unter dem Einfluss verschiedener
Institut. Dazu werden spezielle Foto: Plinke, Burkhard. Temperaturzyklen die Messung
Sensoren für Aufnahmen von ausgedehnt werde.
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