Page 46 - Holzforum Fachmagazin 2/2021

Forschung &
Entwicklung Materialkunde

Eiche transparent?

Forscher haben ein neues Verfahren vorgestellt, mit dem trans-
parentes Holz deutlich leichter und umweltfreundlicher herge-
stellt werden kann. Transparente Bauelemente oder fast durch-
sichtiges Glas aus Holz werden so realistischer. Bild: Maryland NanoCenter

Transparentes Holz klingt ein we­ Bereits 2016 war es den entfernt wird, erfordern viel Ener­ Mit dem neuen Verfahren wird eine
nig wie schwebender Ziegel – zu Holz­Forschern um Liangbing Hu gie und teilweise giftige Chemi­ bis zu 90-prozentige-Transparenz
erreicht.
schön, um wahr zu sein. Doch, geglückt, Holz so zu behandeln, kalien – ähnlich wie bei der Pa­
was wahrscheinlich nur sehr dass es (fast) transparent wie pierherstellung – und senken die von der US­Ostküste soll das
interessierte Leser wissen, ge­ Glas wird. Dazu gaben die For­ natürliche Zugbelastbarkeit des durchsichtige Holz härter als
forscht wird an dem Werkstoff scher eine dünne Holzplatte zu­ Holzes herab. unbehandeltes Holz sein.
bereits seit mehr als 15 Jahren. nächst in ein Bad mit Chemika­ Bislang von schwedischen
Mögliche Anwendungsgebiete lien, darunter Natronlauge, und Energieeffizienter und Wissenschaftlern und dem Team
umweltfreundlicher um Hu hergestelltes optisch
Anfang dieses Jahres nun stellte transparentes Holz, das mit dem
die Forschergruppe um Hu ein energie­intensiven Verfahren
neues Verfahren vor, bei dem hergestellt wurde, erreichte eine
diesmal Wasserstoffperoxid Lichtdurchlässigkeit von 85 Pro­
in eine dünne Holzpaneele ein­ zent und war mit einer Trübung
gebürstet wurde. Der Clou: An­ von 71 Prozent vergleichbar zu
schließend reichte der normale Milchglas. Dieser Wert konnte
UV­Anteil des Sonnenlichts aus, durch das neue Verfahren nun
um die farbgebenden Molekül­ getoppt werden. Mit für die hohe
Bild: Maryland NanoCenter Die dabei entstandenen feinen dass Licht durch die röhrenar­
gruppen im Lignin zu entfernen.
Transparenz verantwortlich ist,

Poren im Holz füllten die For­
tige Wabenstruktur des Holzes
scher erneut mit einem transpa­
renten Epoxidharz auf. Auf einen gut hindurchströmen kann.
Forscher der University of Maryland haben ein neues Verfahren vorgestellt, hohen Energieeinsatz und giftige Historische Wurzeln
um transparentes Holz herzustellen.
Chemikalien konnte laut den For­ Die physikalischen Grundlagen
als Motivation dafür klingen auch kochten es für mehrere Stunden schern somit verzichtet werden. für transparentes Holz sind in
zu verlockend: Holz als Glaser­ bei hohen Temperaturen. Hier­ Im Ergebnis entstand in dem der Mikroskopie bereits seit über
satz, als transparentes Wand­, durch zerbröselte und löste sich Pilotversuch ein weitgehend 100 Jahren bekannt und wer­
Fenster­ und Designelement oder das Lignin, das Holz im Wesent­ durchsichtiges Holzbrett von 20 den dort dazu verwendet, mit­
als Schutz für Photovoltaik­Zellen lichen seine Farbe und Festig­ Zentimeter Länge und einem Mil­ tels Ölen oder Harzen Präparate
oder Gewächshäuser. Mit einem keit gibt. Übrig blieb die farblose limeter Dicke. Dieses ließ mehr aufzuarbeiten oder bestimmte
neuen Verfahren stellen Forscher Holzstruktur aus Zellulose. Um als 90 Prozent des sichtbaren Teile einzufärben. Um Holz un­
der University of Maryland (USA) dieser erneut ihre Festigkeit zu Lichtspektrums durch und be­ ter dem Mikroskop transparent
in College Park nun einen Weg verleihen, wurde die Platte mit hielt gleichzeitig seine hohe Fes­ zu bekommen, muss man Harz
vor, wie man den Werkstoff wo­ einem Kunstharz ausgegossen tigkeit bei, da bei dem Verfahren zu dünnen Schnitten so hinzuge­
möglich einen wichtigen Schritt und gewartet, bis dieses erstarrt die Lignin­Anteile nicht beseitigt, ben, dass dieses in den Hohlräu­
näher an die Praxistauglichkeit war. Der Nachteil: Alle Verfahren, sondern nur umgewandelt wur­ men die sichtbaren Bestandteile
heranführt. bei denen das Lignin chemisch den. Laut dem Forscher­Team des Lichts mit dem gleichen Wert

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