Page 46 - Holzforum Ausgabe 3/2018
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Marketing Neuromarketing-Kongress
Dem Dämon ins Gesicht blicken
Der Neuromarketing-Kongress in München zeichnete in diesem Vortragsprogramm waren die Zu-
Jahr ein skeptisches Bild der Digitalisierung. Geht dem Hype die hörer entsprechend sensibilisiert
Luft aus? für die weiteren Ausführungen. Al-
lerdings rückte auch der nächste
Es gibt sie tatsächlich, die Bo- verstehen“, behauptete Spitzer. wieder zurück? Oder gleich die Referent, Professor Bernd Weber,
denampeln für Smartphone- Beispiel: Wenn ein Computer genau passende? Wie werden die abträglichen Auswirkungen
Nutzer. Weil die Menschen nur schneller lernt als ein Arzt und die Menschen das erleben? Tat- der Digitalisierung ins Zentrum
auf ihren mobilen Bildschirm eine Therapie empfiehlt, die kein sächlich als Entmündigung wie seines Vortrags. Reduziert ex-
starren, haben unter anderem Arzt nachvollziehen kann, sollen Spitzer meint, oder doch eher als zessives Computerspielen die
Köln und Augsburg nun an ge- wir sie dann anwenden? vorzüglichen Service? Hirnmasse? Ja, meinte der Pro-
fährlichen Stellen, beispielsweise fessor für Neuroökonomie an der
wo sich Straßenbahnen nähern, Facebook, referierte der ärzt- Ohne Frage, betonte Spitzer, Universität Bonn. „Die Interaktion
LED-Lichtleisten bzw. Hinweis- liche Direktor an der Psychiat- habe der exzessive Gebrauch mit digitalen Medien verändert
platten in den Boden eingebaut. rischen Universitätsklinik Ulm, der sozialen Medien negative das Gehirn“, sagte Weber und
Damit will man verhindern, dass würde bereits nach 500 Likes den Auswirkungen auf die Lernfä- empfahl digitale Freizonen nach
die Menschen, die nur auf ihren
Bildschirm starren und gleichzei- Gut besucht wie immer war der inzwischen Feierabend.
tig Kopfhörer aufhaben, zu Scha- elfte Neuromarketing-Kongress in der Der folgende Vortrag von
den kommen. BMW-Welt in München.
Danny Franzreb nahm einen
Smartphones, wird an die- Nutzer besser kennen als er sich higkeit von Jugendlichen. „Es eher praktischen Blickwinkel ein
sem Beispiel deutlich, verändern selbst. Werden wir künftig des- wird höchste Zeit für die Tech- und war allein aufgrund dessen
ganz konkret unser Leben. Aber halb heute Produkte zugeschickt nikfolgenabschätzung Digita- nicht ganz so digi-skeptisch wie
was richten die Geräte bzw. all- bekommen, die wir erst morgen lisierung“, sagte Spitzer, Autor seine Vorredner. Allerdings zeigte
gemeiner die Digitalisierung mit bestellen wollten? Bekommen wir zahlreicher Bestseller. Dem Dä- auch sein Referat die Züge eines
unserem Gehirn an? Der inzwi- beispielsweise drei unterschiedli- mon ins Gesicht blicken, nannte Gegentrends. Wo in der Vergan-
schen elfte Neuromarketing-Kon- che Farbtöne einer Wandfarbe ge- es ein späterer Referent.
gress in München stellte dieses liefert – ohne sie bestellt zu haben
Thema ins Zentrum. Mit dem Titel – zwei davon schicken wir eben Durch das dramaturgisch
„Highway to Brain“ lehnte er sich wie immer vorzüglich konzipierte
bewusst an einen Titel von AC/
DC an – „Highway to hell“.
Der erste Vortrag machte
dieser Konnotation alle Ehre. Ver-
breitung von Falschnachrichten,
Radikalisierung, Entmündigung
durch Computer, Manipulation
– fast schon alarmistisch zeich-
nete Professor Manfred Spitzer
das Bild einer düsteren Zukunft,
geprägt von schrumpfenden
Gehirnen und übermächtigen
Maschinen. „Wir werden damit
leben müssen, dass Compu-
ter Dinge sagen, die wir nicht
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