Page 25 - Holzforum Ausgabe 1/2017
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Fall laut dem FSC „zahlreiche
Probleme bezüglich der Recht-
mäßigkeit und Nachhaltigkeit im
rumänischen Forstsektor“ auf.
Bereits im Vorfeld der Auseinan-
dersetzung hatte Schweighofer
darauf hingewiesen, dass zwei
Drittel der Wälder und drei Vier-
tel der Weichholzressourcen Ru-
mäniens sich im Besitz des Staa-
tes befinden. Der mit Abstand
größte Lieferant von Holz in Ru-
mänien sei das staatliche Unter-
nehmen Romsilva, das etwa 45
Prozent der Waldfläche des Lan-
Quelle: flickr, cod_gabriel des bewirtschafte und auch etwa
die Hälfte des Holzbedarfs von
Schweighofer liefere. Insgesamt
sollen sich laut Schweighofer fast
90 Prozent der FSC-zertifzierten
Waldgebiet in den rumänischen Karpaten. Flächen in Rumänien in den Hän-
den von Romsilva befinden. Bei
von Menschenrechten gefunden fer die Entscheidung des FSC Schweighofer. Auf dieser Basis der Aufsicht sei laut Schweigho-
– ein Vorwurf, der ebenfalls vom und bestätigte, dass es zu Unre- sollen gemeinsam mit den ru-
WWF und anderen NGOs erho- gelmäßigkeiten und Gesetzwid- mänischen Interessensgruppen fer demnach vor allem der rumä-
ben wurde. Trotzdem sei fest- rigkeiten in ihrer rumänischen langfristige Lösungen für die im
zuhalten, so der FSC, dass die Zuliefererkette gekommen sei. rumänischen Forstsektor identi- nische Staat in der Pflicht.
Schweighofer Gruppe die Policy Dies sei jedoch ohne Kenntnis fizierten Legalitäts- und Nachhal-
für Association des FSC verletzt der Firma geschehen. Auch ge- tigkeitsfragen entwickelt werden. Schweighofer hat nun bis
habe. Das Unternehmen habe stand das Unternehmen ein, Ein Verbesserungsprogramm
nun drei Monate Zeit, um das En- dass es zu Holzerntetätigkeiten sei bereits gestartet, zu dem un- zur nächsten Vorstandssitzung
gagement gegenüber dem FSC ihrer rumänischen Waldbesitzer- ter anderem ein GPS-Tracking-
glaubhaft unter Beweis zu stellen gesellschaft gekommen sei, die System gehöre, mit dem man in des FSC International am 7. Feb-
und zu belegen, dass eindeutige gegen die FSC-Grundsätze ver- der Lage sei, GPS-Daten des in
Maßnahmen bezüglich der Ver- stoßen haben. Die betroffenen den rumänischen Sägewerken ruar 2017 Zeit, die Forderungen
besserung des forstwirtschaftli- Flächen seien jedoch gutgläubig ankommenden Rundholzes zu
chen Geschäftsbetriebs in Rumä- erworben und von Medien fälsch- überwachen und zu veröffentli- zu erfüllen. Wie schwierig dies
nien eingeleitet werden. Sollten licherweise als illegale Flächen chen. Dies stelle „einen noch nie
keine „hinreichenden Beweise“ dargestellt worden. Der FSC-Be- da gewesenen Akt der Transpa- werden könnte, zeigt ein neues
vorgelegt werden, werde sich richt spricht davon, dass der Er- renz in der europäischen Holz-
der FSC-Vorstand unverzüglich werb betrügerisch ablief. industrie“ dar, so Schweighofer. Video der amerikanischen NGO
dazu entscheiden, sich von der Weiter würden alle bestehen-
Schweighofer Gruppe zu trennen „Wir werden einen transpa- den Geschäftsbeziehungen un- Environmental Investigation
und sie aus dem FSC-Programm renten und konstruktiven Dia- tersucht und auf den Prüfstand
auszuschließen. Konkret bedeute log mit Interessensgruppen aus gestellt. Agency (EIA) von Ende 2016.
dies die Kündigung aller Marken- dem Umwelt- und Sozialbereich
lizenzverträge mit der Gruppe. treten, um einen Aktionsplan mit Dass Schweighofer in Ru- Darauf angeblich zu sehen:
Korrekturmaßnahmen zur Ver- mänien mit besonderen Proble-
In einer ersten Stellung- besserung unserer Geschäfts- men konfrontiert ist, räumt auch Trucks, die in die Schweighofer-
nahme akzeptierte Schweigho- tätigkeit zu erarbeiten“, schreibt der FSC-Bericht ein. So werfe der
Sägewerke einfahren. Anhand
von Lieferdokumenten und den
GPS-Koordinaten des neuen
Schweighofer-Systems will die
EIA den angeblichen Rodungsort
zurückverfolgt haben: Mal lan-
dete man an einem Friedhof, mal
in einem Kornfeld. Der WWF hat
die Entscheidung des FSC, eine
Trennung vorerst auszusetzen,
kritisiert und als Persilschein für
Schweighofer und andere Unter-
nehmen bezeichnet. Q
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