Page 11 - Holzforum Ausgabe 3/2022 + Sonderheft Trends
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raum. „Mein Bruder war sein gung, um Bestand und Zukunft Blick in die Zukunft
Leben lang stolz auf seinen Be- des Unternehmens zu sichern. Als schließlich der Bestand des
trieb und sein Werk“, so Thomas Der erste Schritt dazu war die Unternehmens gesichert war,
Zipse. Deshalb hielt er auch im- Entscheidung des Nachlassge- stand Thomas Zipse vor den
mer an dieser Organisationsform richts das Testament von Lothar nächsten großen Aufgaben: Die
fest. Der Nachteil: Nach seinem Zipse als rechtskräftig anzuer- Bewältigung der Corona-Krise
Tod erlosch die Handelsregister- kennen. „Ich habe in dieser Zeit und die Weichen zu stellen für
nummer. Das Unternehmen gab sehr wenig geschlafen, glauben die Zukunft. Wie bei vielen ande-
es theoretisch gar nicht mehr. Sie mir“, erzählt Thomas Zipse ren Unternehmen stieg auch dort
Zudem waren schlagartig alle im Interview. während der Pandemie die Nach-
Konten gesperrt. „Hier haben uns frage deutlich an. Für Zipse der
unsere langjährigen vertrauens- Neugründung Grund die Belegschaft aufzusto-
vollen Geschäftspartnerschaften Die nächste Aufgabe war das Un- cken, unter anderem im Vertrieb,
sehr geholfen, dieses Problem zu ternehmen zunächst als GmbH dem Innendienst und der Buch-
lösen“, sagt Thomas Zipse. und dann als GmbH & Co KG neu haltung. So sind heute zwölf zu-
zu gründen. Aber warum dieser sätzliche Mitarbeiter beschäftigt,
Zahlreiche Heraus- Schritt? Lothar Zipse hatte in sei- konkret aktuell 132 inklusive fünf
forderungen nem Testament aus Verbunden- Auszubildenden. Zudem kaufte
Aber wie sollte es nun weiterge- heit zu langjährigen und verdien- er ein benachbartes Grundstück
hen? Gab es Regelungen für ei- ten Mitarbeitern auch diese mit und sicherte damit dem Unter-
nen solchen Fall? Schnell wurde bedacht. So übertrug er jeweils nehmen weitere Expansions-
deutlich: Lothar Zipse hatte vor- fünf Prozent des Unternehmens möglichkeiten. An einer anderen
gesorgt und ein Testament ver- an Jürgen Heizmann (Einkaufs- Baustelle machte er dagegen,
fasst, in dem die Eigentumsver- leitung Holz), Edgar Huber (Ein- auch mit Blick auf die Außen-
hältnisse klar geregelt waren. kaufsleitung Kork und Design- wirkung, einen klaren Schnitt:
Das private Eigentum sollte an beläge), Gerda Wedelich (Mar- Das betraf den Fachhandel in
seine Ehefrau gehen, die Firma ketingleitung) und Peter Zeidl Rust. Die Immobilie war eigent-
an seinen Bruder Thomas Zipse, (Verwaltungsleitung). Diese lich bereits verkauft, wurde aber
der bereits 32 Jahre lang als sind nun neben Thomas Zipse noch in Miete weiterbetrieben.
Vertriebsleiter im Unternehmen die Kommanditisten des Unter- Für Thomas Zipse der Grund, die Die Infotheke im Markt am
agierte und die Marke Ziro auf- nehmens. Aktivitäten dort unmittelbar ein- Stammsitz in Kenzingen
baute, die heute rund 75 Prozent
zum Umsatz beiträgt.
Allerdings war Lothar Zipse
beim Verfassen seines Testa-
ments formaljuristisch unge-
nau. Denn in der Regelung des
Nachlasses fehlte der Begriff
„Erbe“. „In solchen Fällen greift
dann eigentlich die gesetzliche
Erbfolge“, erzählt Thomas Zipse.
Dies jedoch, ist er sich sicher,
hätte das Ende des Unterneh-
mens bedeutet. Doch Thomas
Zipse wollte sich damit nicht
abfinden, schließlich ging es
auch um die rund 120 Mitar-
beiter des Betriebes. Deshalb
setzte er alle Hebel in Bewe-
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