Page 46 - Holzforum Ausgabe 2/2020
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Warenkunde              Waldschäden





           Zweimal Berlin






           Die zwischen 2018 und 2020 in Deutschland entstehende Wald­                       für Wiederaufforstungen und
           schadensfläche wird mit etwa 245.000 Hektar mehr als doppelt                      den klimaangepassten Wald-
                                                                                             umbau bereitstehen.
           so groß sein wie die Fläche Berlins.                                                Bundeslandwirtschaftsminis-

                                                                                             terin Julia Klöckner hatte vergan-
           Dieses düstere Bild zeichnen die   Menge des dadurch verursach-  desland, gefolgt von Thüringen   genen September zu einem Natio-
           Ende Februar vom Bundesminis-  ten Schadholzes lag zu dem   (29.750 Hektar), Niedersachen   nalen Waldgipfel eingeladen, um
           terium für Ernährung und Land-  Zeitpunkt bei insgesamt 105   (26.282 Hektar) und Hessen   die notwendigen Anpassungen
           wirtschaft (BMEL) herausgege-  Mio. m³ Laub- und Nadelholz.   (26.100 Hektar). Knapp zwei   im Förderbereich zusammen mit
           benen Zahlen zum Schadens-  Am meisten Schadholz war bis   Drittel der Schadflächen gehö-  Verbänden, Wissenschaftlern und
           zustand der deutschen Wälder.   dahin in Nordrhein-Westfalen   ren privaten Waldbesitzern oder   Experten aus der Praxis zu disku-
           Demnach erwartet das Ministe-  zu beklagen (16,1 Mio. m³), ge-  Körperschaften. Gut ein Drittel   tieren (siehe Holzforum 4/2019).
           rium für den Zeitraum zwischen   folgt von Bayern (11,39 Mio. m³)   entfällt auf Staatswaldgebiete.   Diese wurden im Dezember ver-
           Anfang 2018 und Ende 2020   und Hessen (8,69 Mio. m³). Trau-                      abschiedet. Die Umsetzung der
           durch Stürme, Dürre, Brände   rige Nachricht: Nach vorläufigen   Zusätzliche Finanzhilfen  entsprechenden Förderrichtlinien
           und Käferbefall deutschlandweit   Schätzungen wird sich die Situa-  Für die kommenden vier Jahre   ist nun Sache der Länder. Mit ih-
           circa 160,5 Mio. m³ Schadholz.   tion in den drei genannten Bun-  stellt das BMEL von Schäden be-  ren Bewilligungs- und Kontrollbe-
           Die gesamte Waldschadenflä-  desländern auch im laufenden   troffenen Waldbesitzern Bundes-  hörden müssen sie dafür Sorge
           che, die wiederbewaldet werden   Jahr nicht verbessern.  mittel in Höhe von 480 Mio. Euro   tragen, dass die Mittel auch zü-
           muss, wird auf rund 245.000   Nordrhein-Westfalen ist mit   zur Verfügung. Durch eine Co-Fi-  gig bei den betroffenen Waldbe-
           Hektar beziffert und wäre dem-  68.000 Hektar auch das flä-  nanzierung der Länder sollen ins-  sitzern ankommen.
           nach mehr als doppelt so groß   chenmäßig am stärksten von   gesamt knapp 800 Mio. Euro für   Unabhängig  davon  unter-
           wie die Bundeshauptstadt.  Waldschäden betroffene Bun-  den Abtransport von Schadholz,   stützen Bundeslandwirtschafts-
              Mit der Schadholz-                                                                und Bundesumweltminis-
           menge von 160 Mio.  m³            Schadflächen 2018 ­ 2020*                          terium mit Mitteln aus dem
           könnte man nach Angaben                                                              gemeinschaftlich aufge-
           der Plattform Forst & Holz                                                           legten Waldklimafonds seit
           (www.forstundholz.net) bis                                                           2013 auch Forschungsvor-
           zu 5 Mio. Lkw beladen, die                                                           haben zur Anpassung
           hintereinander gereiht zwei-                                                         der Wälder an den Klima-
           einhalb Mal um die Erde rei-                                                         wandel. Aktuell werden in
           chen würden. Alle genann-                                                            diesem Zusammenhang
           ten Zahlen fußen auf Scha-                                                           mehr als 100 Forschungs-
           denserhebungen der Bun-                                                              projekte gefördert. Dabei
           desländer aus den Jahren                                                             geht es unter anderem um
           2018 und 2019. Die vorläu-                                                           die verstärkte Anpflanzung
           figen Erwartungen für 2020                                                           von trockenheitstolerante-
           basieren auf Schätzungen                                                             ren Baumarten sowie um
           der Länder.                                                                          die allmähliche Umwand-
              Bis zum Spätsommer                                                                lung der besonders dürre-
           2019 waren bundesweit                                                                empfindlichen Fichten-Mo-
           bereits 180.000 Hektar                                                               nokulturen  in  klimaange-
           Waldflächen von Witte-                                                               passte Mischwälder aus
           rungskapriolen, Feuer und   Quelle: BMEL/FNR 2020.                                   Nadel- und Laubbäumen.
           Schädlingen betroffen. Die   Nordrhein-Westfalen ist das am stärksten von Waldschäden betroffene Bundesland.      n

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       HF2020-02_Inhalt_Buch.indb   46                                                                          08.04.2020   14:14:44
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