Page 42 - Holzforum Ausgabe 4/2017
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Warenkunde 3D-Druck
Grenzverschiebungen
in der Holzbearbeitung
Fünf Jahre nach Beginn des 3D-Holzdrucks werden die Gedruckter Tisch „Edge“ der
Anwendungen immer ausgefeilter und alltagstauglicher. Studentin Yang Zhuo Yi. ©
wzaobao.com
Was hat der menschliche Erfin- Blick auf das was heute bereits grow“ von Bäumen und einem Gewehrs aus WoodFill-Filament
dungsreichtum nicht alles an umsetzbar ist zeigt, dass erste Hirschgeweih inspirieren, für das und Polyactid (PLA) hergestellt.
Werkzeugen zur Holzbearbeitung Spinnereien von vor fünf Jahren auch sie Holz mit 3D-gedruckten Nachdem das gedruckte Gewehr
hervor gebracht in den letzten heute Realität sind. Nylon-Objekten kombinierten. von Hand bemalt und mit Orna-
Jahrtausenden? Sägen, Hobel, menten verziert wurde, soll es laut
Beitel, Fräsen, Bohrer, Drechs- Ende 2016 stellten Studen- Neben neuen Entwürfen am dem Museum nur schwer vom
ler, Feilen und Pressen, jeweils in ten einer chinesischen Kunst- Computer ist die 1:1 Kopie eines Original zu unterscheiden sein.
unterschiedlichsten Formen und hochschule eine Kollektion von Gegenstandes ein klassisches
Größen, um zu trennen, umzufor- Möbeln aus dem 3D-Drucker Anwendungsfeld von 3D-Dru- Ausgangslage des „gedruck-
men und aus Einzelteilen wieder vor, die als Vorgabe die Aufgabe ckern. Eine echte Augenweide ten Holzes“ ist das vor gerade
neu zusammen zu setzen. Und hatte, „die Grenzen des Möbel- in diesem Bereich stellte im Mai einmal fünf Jahren vom deut-
warum? Weil trotz allem Erfinder- designs auszudehnen“. Heraus dieses Jahres das polnische Un- schen Erfinder Kai Parthy ent-
geist es nie gelang, den Prozess kam unter anderem ein gedruck- ternehmen Get Models Now vor: wickelte Holzfilament Laywood-
des Aufbaus von Material, wie ihn ter Tisch mit dem Namen „Edge“ das Replikat eines antikes Ge- D3, das erstmals brauchbaren
Mutter Natur täglich in Form des aus transparentem, ungesättig- wehres aus dem 16. Jahrhun- 3D-Druck von Objekten im Holz-
simplen Baumstammes vollzieht, tem Harz und Eisen, der bei ei- dert. Auftraggeber war das Nati- design ermöglichte, mit dem
technisch nachzuahmen – und ner Größe von 800 x 400 x 380 onalmuseum in Posen, da es den sich beispielsweise Jahresringe
beispielsweise einen Stuhl oder mm eine komplizierte und futu- Besuchern die Möglichkeit geben nachahmen ließen. Heute ver-
Tisch „wachsen“ zu lassen. ristisch anmutende innere Struk- wollte, das historische Gewehr wendetes, sogenanntes Holzhal-
tur aufweist (siehe Bild). Ein an- in die Hand zu nehmen und zu tiges Kompositfilament besteht
Behält man dies im Hinter- deres Möbelstück, hergestellt berühren – was mit dem Origi- zu 40 Prozent aus recyceltem
kopf, so ist es gut möglich, dass aus gedruckten Nylon, Echtholz nal nicht möglich war. Vor dem Holzmehl verschiedener Bau-
wir im Moment miterleben kön- und weißem Wachsholz, ver- Druck wurde das Original per marten (bei Laywoo-D3) bzw. zu
nen, wie sich althergebrachte eint steife Naturholzformen mit 3D-Scanner eingelesen und das 30 Prozent aus feinsten Kiefern-
Verfahren der Holzbearbei- klassischen Strukturen zu einem Modell mit einer Slicer-Software holzfasern (bei WoodFill) sowie
tung mittels des 3D-Drucks im Stuhl. In einem dritten Fall ließen in einzelne, druckbare Scheiben jeweils einem polymeren Binde-
Schnelldurchlauf grundlegend sich die Studenten für ihre „Gar- aufgeteilt. Anschließend wur- mittel (Polyactide oder PHA). Der
wandeln. Wobei ein aktueller derobe“ mit dem Titel „All Things den die einzelnen Elemente des Werkstoff weist, laut Schweizer
Materialarchiv, durch die Holz-
bestandteile eine braune Farbe
auf und ähnelt der Oberflächen-
beschaffenheit von MDF. Im Ge-
gensatz zu steifen, sehr harten
Replikat eines antikes Gewehres
aus dem 16. Jahrhundert. Die
Waffe ist 1,5 Meter lang und zeigt
selbst kleinste Details, wie den
sorgfältig gravierten Auslöser oder
aufwändige Schnitzerein.
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