Page 32 - Holzforum Ausgabe 2/2017
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Anbieter Naturhaus
Umweltbewusst mit
Unternehmergeist
Öle, Lasuren und Wachse aus natürlichen, nachwachsenden Inzwischen habe man über
Rohstoffen: Was heute oft Standard ist, begann beim Umwelt-
Pionier Naturhaus einst mit viel Idealismus. 3.000 Rezepturen auf Kunden-
wunsch entwickelt und verfüge
über ein eigenes kleines Labor.
Die Forschungs- und Entwick-
„Wir hatten weder Lieferanten heute 20 Mitarbeitern und knapp Zu Beginn wurde das Wachs nur lungsarbeit findet im Austausch
noch Erfahrung im Verkauf“, be- 2 Mio. € Jahresumsatz, hätte sie in kleiner Marge hergestellt und
schreibt Therese Kastenhuber damals kaum gedacht. auch nur in einem kleinen Laden mit der Technischen Universität
den damaligen Anfang von Na- im bayrischen Rosenheim ver-
turhaus. Damals, das war vor „Ich bin irgendwann auf den kauft. Die Wende kam 1988, als München und dem Chemieclus-
mehr als 30 Jahren – es war die Gedanken gekommen, dass es ein Student der FH Rosenheim
Zeit der Anti-Atom-Bewegung, vor allem die Produkte sind, die zum Ergebnis kam, dass das aus ter Bayern statt. „Die Produkte
verändert werden müssen“, sagt
Überzeugung geborene laufen gut, da sie mit handels-
Wachs im Vergleich zu an-
deren qualitativ am bes- üblichen Maschinen von Indus-
ten abschnitt. „Wir wuss-
ten nichts von dem Test, trie und Handwerk angenehm
bis wir den Brief lasen. Es
war auch ein Stück Zufall“, verarbeitbar sind, vollständig
erklärt Kastenhuber.
aus nachwachsenden Rohstof-
„Das Wachs wurde
überwiegend gut abge- fen hergestellt werden und vor
nommen von Schreinern
und Endverbrauchern - allem haptisch nicht zu über-
auch weil die Wasserbe-
ständigkeit besser war. treffen sind“, sagt Kastenhuber.
Und da es lösemittelfrei
war, war auch die Qualität bes- Auch für die Parkettindustrie sei
ser.“ Nach dem Erfolg habe man
das Wachs patentieren lassen man interessant geworden, da
und angefangen zusätzlich Öle
und Lasuren zu entwickeln. Um inzwischen viele Oberflächen-
den Holzofen für die Herstellung
dabei so nachhaltig wie möglich designs angeboten werden.
zu beheizen, holten sie und ihr
ehemaliger Mann anfangs noch Hinzu kommen Sonderanfragen
ausrangierte Holzkisten aus dem
Supermarkt. „So einfach, wie wir von Architekten.
damals gehandelt haben, be-
kommen wir das heute gar nicht Der Einsatz für die Umwelt ist
mehr hin“, erklärt Kastenhuber
und lacht dabei. dabei weiterhin Leitmotiv. 1999
kam Naturhaus zum Umweltpakt
Geschäftsführer Harald Kastenhuber und Therese Kastenhuber mit Bayern. Mit einem Schmunzeln
Sohn Michael Kastenhuber auf der Bau 2017.
fügt Kastenhuber hinzu: „Uns gibt
es länger als den Umweltpakt
der Krawalle im bayrischen Wa- Kastenhuber. Beim privaten Bau Bayern.“ Seit eineinhalb Jahren
ckersdorf und des Chemieunfalls ihres Hauses sei ihr aufgefallen,
in Seveso. Sie selbst sei stark dass es kaum Baustoffe gab, beteiligt sich die Unternehmerin
geprägt gewesen von diesen die ungiftig sind. „Beim Rohbau
Ereignissen, sagt Kastenhuber, ging es ja noch, aber zum Innen- am Rat für nachhaltige Entwick-
und habe entschieden, sich auf ausbau gab es keine schadstoff-
friedlichem Weg für den Erhalt freien Produkte“. Es entstand die lung. „Ich bin auch begeistert,
der Natur einzusetzen. Dass aus Idee aus Umweltbewusstsein und
dieser Entscheidung einmal das Unternehmergeist, ein eigenes dass man als einzelner Mensch
Unternehmen Naturhaus hervor Wachs als naturnahen Baustoff
gehen würde, ein Hersteller von aus nachwachsenden Rohstof- eine Bewegung auslösen kann.
Hartwachs, Ölen und Pflegepro- fen zu entwickeln und anzubie-
dukten aus Naturrohstoffen mit ten – der Anfang von Naturhaus. Dass es nicht stimmt, dass man
nichts machen kann. Es gab
auch damals – in den 80ern –
nur ca. 150 Unternehmer, die
ganz klein angefangen haben im
Bereich des ökologischen Non-
Food-Bereichs.“ Q
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