Page 3 - Holzforum Fachmagazin 3/2021
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Kommentar




                              Holzpreise im



                              Bitcoin-Modus








                                             Corona hat die Welt weiterhin im Griff. Zwar haben sich die Ansteckungen in Deutschland zu-
                                             letzt auf einem niedrigen Niveau eingependelt, ein Blick über den Ärmelkanal oder nach Über-
                                             see sollte einen jedoch schnell daran erinnern, dass die Pandemie noch nicht vorbei und die
                                             sommerbedingt erfreuliche Lage hierzulande als eher instabil zu bezeichnen ist.
                                                Instabil ist überhaupt das Wort der Stunde, um die aktuelle Lage zu beschreiben – auch
                                             in Hinsicht auf den Holzfachhandel. Der Grund: Die Holzpreise sind explodiert. Ein durch Co-
                                             rona-Öffnungen, staatliche Konjunkturpakete, digitale Notenbankpressen und dem allgemei-
                                             nen Trend zum nachhaltigen Bauen angetriebener Nachfrageboom hat innerhalb kürzester
                                             Zeit sämtliche Holzpreise auf dem deutschen und internationalen Markt in die Höhe getrieben.
                                             Wie hoch, das hat das Statistische Bundesamt vor kurzem amtlich bekannt gegeben.
                                               Konstruktionsvollholz war demnach hierzulande im Mai 2021 um 83 Prozent, eine Dachlatte
                                        um 46 Prozent und Bauholz um 38 Prozent teurer als vor einem Jahr. Eine Entwicklung, an die Holz-
                                        ring-Chef Olaf Rützel im Interview auf Seite 13 wohl gedacht hat, als er von Preisschwankungen
                                        sprach, „die fast schon denen der Kryptowährung Bitcoin ähneln“.
                                           Wie sehr das Thema der inflationären Preise und der Lieferschwierigkeiten die Branche umtreibt,
                                        das ist auch von Unternehmen vor Ort zu hören. In Hintergrundgesprächen wurde davon berichtet,
                                        dass Großhändler trotz jahrzehntelanger Geschäftsbeziehung zu manchem Kunden, sich dazu ge-
                                        zwungen sehen, ihre Preise im Wochenrhythmus zu aktualisieren. Von lokalen Einzelhändlern war
                                        zu hören, dass Bodenbeläge namhafter Hersteller teilweise nur begrenzt oder auf unbestimmte Zeit
                                        gar nicht lieferbar sind. Ein Zustand, der so laut einhelliger Händlermeinung noch nie dagewesen war.
                                           Deutlich machen sollte die Entwicklung vor allem, trotz aller Corona-Sonderbedingungen, wie
                                        sehr inzwischen die Weltwirtschaft das Preisgefüge in Deutschland diktiert – vom Hersteller und
                                        Großhändler über den Einzelhandel bis hin zum kleinen Schreinermeister.
                                           Vorbei sein dürfte der Spuk dabei – abgesehen von etwaigen neuen drastischen Schwenks der
                                        Corona-Pandemie – so schnell kaum. So schätzt der GD Holz in einer Erklärung (s. Seite 14), dass
                                        die angespannte Lage wohl noch einige Zeit anhalten könne. Pointierter drückt es Johannes Weber
                                        in unserer Titelgeschichte aus. Auf die Frage, wann er mit Besserung rechnet, entgegnete er: „Ein
                                        Ende sehe ich leider nicht. Ich würde mir wünschen, dass sich der Markt wieder beruhigt“, die Auf-
                                        tragslage sei aber sehr gut.


                                        Eine anregende Lektüre der neuen Ausgabe wünscht Ihnen,


                                                                                           Tel.: 07243/575-205
                                                                                           m.greiner@daehne.de
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                                        Michael Greiner
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