Vor kurzem wurde ein internes Papier von Hessen Forst bekannt, in dem der Landesbetrieb die Auswirkungen der FSC-Zertifizierung untersucht und zu einem vernichtenden Urteil kommt. Als wichtigster Holzabnehmer teilt die Säge- und Holzindustrie diese Einschätzung – ein „offenes Geheimnis in der Branche“, urteilt DeSH-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt. 20,7 Prozent der hessischen Waldfläche sind FSC-zertifiziert (Stand Mai 2016 lt. FSC Deutschland). Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e. V. (DeSH) bekräftigt die in den Medien wiedergegebene Einschätzung von Hessen Forst, dass eine Zertifizierung des Waldes nach dem FSC-Standard aus ökologischer Sicht keine Verbesserungen für den Wald mit sich bringt, jedoch ökonomisch mittel- bzw. langfristig direkte negative Auswirkungen für Hessen Forst habe. Damit, so der DeSH, wirke sich die Zertifizierung auf das gesamte Cluster Forst- und Holz in Hessen aus.
Die Waldbewirtschaftung in Deutschland und insbesondere in Hessen sei weltweit vorbildlich, heißt es weiter. Strengste Waldgesetze und eine fortschrittliche Forstwirtschaft sorgten dafür, dass der hessische Wald nach dem neuesten Stand von Wissenschaft und Praxis betreut werde. Als Basis diene u. a. im hessischen Staatswald die Waldbaurichtlinie.
„Insbesondere der ökologische Nutzen einer zusätzlichen Zertifizierung ist angesichts einer bereits hervorragenden Forstwirtschaft in Hessen sehr fraglich“, so Lars Schmidt, der nach Studium der Forstwirtschaft und Ausbildung bei Hessen Forst nun Hauptgeschäftsführer des Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes sowie Vorsitzender des Landesbeirates Holz in Hessen ist. „Verschiedene Vorgaben im FSC-Waldstandard sind zudem fachlich mit Blick u. a. auf Klimaschutzaspekte sehr umstritten, beispielsweise die Referenzflächen, also unbewirtschaftete Vergleichsflächen, sowie die Reduzierung des Anteils von Nadelbäumen in den Wäldern.
Das von der hessischen Umweltministerin Priska Hinz (Bündnis 90/Die Grünen) angekündigte externe Gutachten sehen die wichtigsten Marktpartner von Hessen Forst, nämlich die Sägewerke, skeptisch. „Die Unternehmer erleben tagtäglich, welch hohen Mehraufwand für die Zertifizierung dem fehlenden Nutzen gegenübersteht – denn am Markt ist die Nachfrage nach FSC-Holz gering und es wird in der Regel kein höherer Preis bezahlt. Der Endkunde ist offensichtlich nicht bereit, den Zertifizierungs-Aufwand zu honorieren“, so der DeSH-Hauptgeschäftsführer weiter.