Page 3 - Holzforum Ausgabe 1/2015
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Kommentar
Experimentieren
auf Sicht
Wer damit rechne, dass das Internet ende wie einst BTX, der irre. Das war die einführende Be-
merkung des Leiters des IFH aus Köln, Dr. Kai Hudetz, in seinem Vortrag zum Thema „Der Holzhan-
del im digitalen Zeitalter“ beim Branchentalk des GD Holz in Berlin (siehe auch Bericht in diesem
Heft). Dieser Aussage wird heute niemand mehr ernsthaft widersprechen wollen. Denn dass das
Internet unser aller Leben verändert und sich nicht nur als Marktplatz längst durchgesetzt hat, das
zu sagen, ist fast schon banal. Das Netz hat in allen Bereichen die Verbrauchergewohnheiten, das
Freizeitverhalten und die Arbeitswelt beeinflusst und die Entwicklung ist noch lange
nicht abgeschlossen. Manche Branchen sind davon besonders betroffen wie beispiels-
weise der Buchhandel. Man schaue sich nur die Läden vor Ort an, die inzwischen teil-
weise zu Gemischtwarenhandlungen aus Geschenk- und Esoterikartikeln, Papier- und
Spielwaren geworden sind.
Doch wer behauptet zu wissen, wo der Zug letztlich hingeht, der macht sich un-
glaubwürdig. Zu sehr sind die Dinge im Fluss. Manch Online-Euphorie wird sich wieder
legen -- jüngste Zahlen zeigen, dass sich das Wachstum im Online-Handel abschwächt.
Doch auch das muss kein langfristiger Trend bleiben.
Aber Prognosen, wie sie Marktforscher gelegentlich auf den Markt werfen, die dem
stationären Handel das baldige Ende prophezeien, wirken mehr als gewagt, zumal ja
inzwischen auch die Großen aus der Online-Welt, beispielsweise Amazon, offline gehen.
Wie sich also der stationäre Handel letztlich bewähren wird, wie er sich weiterentwickeln muss,
um zu bestehen, wo der Kunde was letztlich in welchen Mengen einkauft, welche Sortimente wo und
zu welchen Teilen vertrieben werden, all das sind noch keine abschließend beantwortete Fragen.
Klar ist aber auch: Der stationäre Handel muss vom Online-Handel lernen und darf die Augen
vor der Entwicklung nicht verschließen. Denn wer diese aus den Augen verliert und nicht vor dem
Hintergrund seiner eigenen Marktpositionierung angemessen auf die Herausforderungen des On-
line-Vertriebs reagiert, der wird langfristig am Markt nicht bestehen können, ebenso wenig wie der,
der zu viel in Konzepte investiert, deren Zukunftsfähigkeit noch nicht sicher sind. Wer klug ist, der
experimentiert auf Sicht wie beispielsweise der Baumarktbetreiber Knauber mit seinem Innovation
Store in Pulheim bei Köln. Dort werden im Markt moderne Instrumente getestet, mit denen versucht
wird, dem Kunden mehr Service und mehr Einkaufserlebnis zu bieten. Beispiele sind Digital Signage,
direkte Bestellmöglichkeiten via Smartphone, 3-D-Brillen und eine Art virtueller Einrichtungsberater
vor Ort. Man darf gespannt sein, was sich bewährt.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Tel.: 07243/575-202
Ihr h.bott@daehne.de
Harald Bott
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