Page 19 - Holzforum Ausgabe 1/2015
P. 19

Baukonjunktur Handel

anhaltend starken Zuzüge wird        überdies Produktionseinbußen        kommen lediglich von der ver-      kerungsrückgängen kommen
sich die Bevölkerungszunahme         sowie Gewinnrückgänge auf-          besserten finanziellen Situation
bis 2016 fortsetzen. Problema-       grund der über Russland ver-        einiger Kommunen, den zusätz-      wird. Wanderungsbewegungen
tisch sei jedoch, so Gluch, dass     hängten Sanktionen. Etliche Fir-    lichen Mitteln des Bundes sowie
sich die Zuzügler nicht gleichmä-    men klagen auch über die – aus      der Notwendigkeit, etliche Be-     spielen dabei eine große Rolle.
ßig über Städte und Länder ver-      ihrer Sicht – zu hohen Tarifab-     standsmaßnahmen nicht noch
teilten, sondern sich vornehmlich    schlüsse. Dank der überdurch-       weiter aufschieben zu können.      So wies beispielsweise Spanien
auf die wachstumsstarken Regi-       schnittlichen Qualifikation der
onen konzentrierten – und dort       Mitarbeiter dürfte die hohe Wett-       Nach einem Spitzenwert der     in den ersten fünf Jahren die-
vor allem auf die Großstädte mit                                         europäischen Bautätigkeit im
500.000 und mehr Einwohnern.                                                                                ses Jahrhunderts noch eine

    „Die Angst vor einer Immobi-                                                                            Zunahme der Bevölkerung um
lienpreisblase ist in Deutschland
völlig unbegründet. Ganz im Ge-                                                                             drei Mio. auf. Deutlich über dem
genteil: Die lediglich in einigen
Großstädten kräftiger angestie-                                                                             Durchschnitt liegen unter ande-
genen Preise für Wohnimmobi-
lien motivieren immer mehr po-                                                                              rem die Bevölkerungszuwächse
tentielle Käufer oder Bauherren
nunmehr in eine eigene Immobi-       Steigerung der internationalen                                         in allen skandinavischen Län-
lie zu investieren.“ Hinzu komme,               Besucherzahl
so Gluch weiter, dass sich große                                                                            dern sowie in der Schweiz.
Teile der Bevölkerung um die
Zukunft des Euro sorgten bzw.                                                                               In Spanien und Portugal
kaum andere Anlagealternati-
ven sehen würden.                    Deutschland                         International                      sind die Arbeitslosenquoten am

    In diesem Jahr dürften rund                                                         238.230  232.901    höchsten, während wiederum
215.000 Wohnungen in neu er-                                                            59.940   60.149
richteten Wohngebäuden fertig-       190.865  209.048                    212.037                            alle vier skandinavischen Länder
gestellt werden. Bis 2016 erfolgt    30.538   36.908                     37.201
eine Steigerung auf rund 250.000                                                                            in der unteren Hälfte zu finden
Einheiten. Mit 3,1 Fertigstellungen
je 1.000 Einwohner dürfte dann                                                                              sind. Dabei weist die Schweiz,
auch wieder der Durchschnitts-
wert für alle europäischen Län-                                                                             neben Norwegen, die niedrigste
der übertroffen werden.
                                     160.327 172.140 174.834 178.290 172.752                                Quote auf. Es überrascht nicht,
    Im gewerblichen Hochbau
stagnieren seit rund eineinhalb                                                                             dass gerade diese Länder für die
Jahren die Auftragseingänge
auf einem erhöhten Niveau. Bei                                                                              nächsten Jahre eine recht stabile
den freischaffenden Architekten
zeichnete sich bereits im Som-       2005                          2007  2009           2011     2013       Zuwachsrate bei den Bauinves-
mer 2012 eine Auftragsspitze bei
den gewerblichen Planungsauf-        BAU 2013: Auslandsanteil Besucher bei 26%                              titionen von durchschnittlich zwei
trägen ab. Mittlerweile liegt das
Volumen der neu akquirierten         Source/Quelle: Quellenangabe                                           bis drei Prozent p.a. aufweisen.
Aufträge sogar leicht unter dem
langjährigen Durchschnittswert.                                                                             Bei einer Analyse auf der Ba-
In einigen Branchen zeigen sich
                                     bewerbsfähigkeit jedoch im Gro-     Jahr 2007 erfolgte in den dar-     sis der Bausparten zeigt sich,
                                     ßen und Ganzen erhalten blei-       auf folgenden nur sechs Jahren
                                     ben, so dass sich die Nachfrage     ein dramatischer Einbruch. Das     dass Irland, nach einem Ein-
                                     im Wirtschaftsbau in diesem so-     reale Bauvolumen erreichte 2013
                                     wie im nächsten Jahr noch posi-     wieder das Niveau des Jahres       bruch der Wohnungsbauaktivi-
                                     tiv entwickeln wird.                1993. 2014 wird in der europä-
                                                                         ischen Bauwirtschaft nun das       täten um 80 Prozent innerhalb
                                         Die öffentlichen Bauinvesti-    Jahr der „Wende“. Im Durch-
                                     tionen waren bereits im ersten      schnitt der Jahre 2014 bis 2016    von sieben Jahren bis 2013,
                                     Halbjahr 2014 um 8,5 Prozent        wird ein Wachstum von rund 5,5
                                     größer als im Vorjahreszeit-        Prozent p.a. prognostiziert. Die   nunmehr bis 2016 das höchste
                                     raum, was ganz wesentlich an        drei wichtigsten Treiber für die
                                     den überaus milden Wintermo-        wieder positive Entwicklung sind:  Wachstum aufweisen wird.
                                     naten lag. Deutlich erhöhte Steu-
                                     ereinnahmen sowie erste Mittel-         Bevölkerungsanstieg und        „Großbritannien ist, unterstützt
                                     einsätze aus dem fünf Mrd. €        -wanderungen, Einkommenszu-
                                     Programm des Bundes werden          wächse und sinkende Arbeitslo-     von staatlicher Seite, auf dem
                                     dazu führen, dass der öffentliche   sigkeit sowie anhaltend niedrige
                                     Bau merklich zulegt.                Zinsen.                            Weg zu einer weiteren spekulati-

                                         Die Frühindikatoren weisen          Die Bevölkerung wird in Eu-    ven Immobilienblase“ analysiert
                                     jedoch auf einen eher schlep-       ropa bis 2016 um insgesamt
                                     penden Verlauf der öffentlichen     knapp ein Prozent zunehmen,        Gluch. Im Nichtwohnhochbau
                                     Baunachfrage in den nächsten        wobei es lediglich in Spanien,
                                     ein bis zwei Jahren hin. Impulse    Portugal und Ungarn zu Bevöl-      wird zumindest für 2015/2016

                                                                                                            in allen Ländern ein moderates

                                                                                                            Wachstum erwartet. Im Tiefbau

                                                                                                            wird die zukünftige Entwicklung

                                                                                                            bis 2016 vor allem in Tschechien

                                                                                                            und Frankreich recht zurückhal-

                                                                                                            tend eingeschätzt. In Polen und

                                                                                                            der Slowakei dürfte jedoch, nach

                                                                                                            deutlichen Einbrüchen 2012 und

                                                                                                            2013, ein erhebliches Erholungs-

                                                                                                            potenzial vorliegen.        Q

1|2015                                                                                                                                  19
   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24