Page 27 - Holzforum Ausgabe 3-4/2023
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Umfrage
es hier ja einige positive Signale wie die Abschreibemöglichkeit ab es auch einige Herausforderungen, die bewältigt werden müssten,
Effizienzstandard 55 ab Oktober 2023. wie beispielsweise die hohe Nachfrage nach Fachkräften, die hohen
Preise für Materialien und die fehlenden Flächen für Neubauten. Wei-
terhin ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen für die Sanierung
und Renovierung verbessert werden. Dazu gehört zum Beispiel die
Olaf Rützel: Der Fachkräfte- Förderung von energieeffizienten Sanierungen und die Senkung der
1 mangel ist eine große Her- Baunebenkosten. Es ist wichtig, dass wir auf politischer Ebene für
ausforderung für die Holzbran- klare und faire Rahmenbedingungen eintreten, die es uns ermögli-
che. Unsere Gesellschafter ver- chen, das Potenzial des Holzbaus voll auszuschöpfen.
suchen, dem durch verschiedene
Maßnahmen entgegenzuwirken, Rützel: Im kommenden Jahr werden wir uns auf die Themen
wie zum Beispiel der Ausbildung 6 Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Optimierung der Wertschöp-
von Nachwuchskräften und der fungskette von Industrie und Handel konzentrieren.
Zusammenarbeit mit Berufs-
schulen, Fachhochschulen und Rützel: Ich bin davon überzeugt, dass der Holzgroß- und Holz-
Universitäten. Außerdem bieten 7 einzelhandel auch in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle
Olaf Rützel,
Geschäftsführer sie ihren Mitarbeitern attraktive in der deutschen Wirtschaft spielen wird. Der Markt für Holzprodukte
Holzring Arbeitsbedingungen und Wei- ist stark und wächst stetig. Die Nachfrage nach Holzprodukten wird
terbildungsmöglichkeiten. Wir weiter steigen, vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit, Energieef-
kooperieren eng mit lokalen Bildungseinrichtungen, um junge Men- fizienz und Renovierung. Wichtig ist, dass die Inflation nicht weiter
schen für die Branche zu begeistern und ihnen Karrieremöglichkeiten aus dem Ruder läuft, die Politik Sicherheit für Investitionen im privaten
aufzuzeigen. und unternehmerischen Bereich gibt und hoffentlich die kriegerischen
Auseinandersetzungen in der Ukraine so schnell wie möglich beendet
Rützel: Die Viertagwoche ist ein interessantes Konzept, das es werden. n
2 wert ist, diskutiert zu werden. Es gibt einige Vorteile, die eine Vier-
tagwoche mit sich bringen könnte, wie beispielsweise eine bessere
Work-Life-Balance für die Mitarbeiter und eine geringere Umweltbe-
lastung. Ich bin gespannt, wie sich die Idee weiterentwickelt und ob
sie sich für die Holzbranche als sinnvoll erweist.
Rützel: Die Arbeit von Zuhause hat während der Corona-Pande-
3 mie eine neue Bedeutung erlangt und wir haben uns gut ange-
passt. Wir haben gelernt, dass Flexibilität und Vertrauen in die Mitar-
beiter in solchen Situationen von größter Bedeutung sind. Es ist wich-
tig, klare Regelungen und Unterstützung für die Arbeit im Home-Office
zu schaffen, aber auch die sozialen Interaktionen und den Teamgeist
zu fördern, die in einem traditionellen Arbeitsumfeld entstehen.
Rützel: Der Holzbau hat seinen starken Rückenwind vor allem
4 aufgrund seiner Nachhaltigkeit und seiner Energieeffizienz. Die
Bremsklötze, die den Holzbau behindern, sind u.a. die fehlenden Ka-
pazitäten in der Holzverarbeitung und die mangelnde Kommunikation
in der Bevölkerung. Da hat vor allen Dingen die Politik noch große
Aufgaben vor sich. Man kann den Wald nicht romantisch verklärt be-
schützen wollen und gleichzeitig die Waldbewirtschaftung mit immer
größeren politischen und administrativen Hürden belasten.
Rützel: Die Bereiche Sanierung und Renovierung haben das Po- Foto: pixabay, weareaway
5 enzial, die Rückgänge am Bau zu kompensieren. Allerdings gibt
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