Page 25 - Holzforum Ausgabe 3-4/2023
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Umfrage
die derzeit oft langen Bearbeitungszeiten in den Bauämtern sowie Mitarbeiter-Weiterentwicklung und -Zufriedenheit unterstützen. Spe-
die je Bundesland stark unterschiedlichen Landesbauordnungen, die ziell für die Generierung geeigneter Bewerber und deren anschließen-
es den Holzbauunternehmen häufig schwermachen – besonders bei den Rekrutierung können wir sagen, dass bei allen Anschlussunter-
länderübergreifenden Projekten. nehmen die unsere Leistungen in diesem Bereich seit einem Jahr in
Anspruch genommen haben, die Stellen zu hundert Prozent und dem
Wiemers: Ganz sicher. Die Renovierung und Sanierung birgt ge- Anforderungsprofil entsprechend besetzt werden konnten.
r
5 ade für den konstruktiven Holzbau große Chancen. Als ein Bei-
spiel sei die vorgehängte, hinterlüftete Fassade genannt, die gerade in Wiesenmüller: Es ist sicher ein wichtiger Punkt ein attraktiver
der energetischen Sanierung meines Erachtens in Zukunft eine noch 2 Arbeitgeber zu sein. Das kann auch mit vielen anderen Dingen
größere Rolle spielen kann. erreicht werden, als der Viertagewoche. Mindestens genauso wichtig
wie zufriedene Mitarbeiter sind doch zufriedene Kunden. Also muss
Wiemers: Hier sind wir direkt beim eben angesprochenen man abwägen und versuchen beides in Einklang zu bekommen. Auf
6 hema: Unsere Spezialisierungssysteme in den Bereichen Bau- Dauer gibt es keine zufriedenen Kunden ohne zufriedene Mitarbeiter
T
stoffe, Holz und Fliesen werden sich im kommenden Jahr verstärkt und umgekehrt ebenso.
dem Markt für energetische Sanierung widmen. Ein weiterer Fokus
wird auf die Nachhaltigkeit gesetzt. Zwei Themen die fast nicht von- Wiesenmüller: Die Arbeit im Homeoffice oder im Mobileoffice sehen
einander zu trennen sind. Besonders der Bereich Holz bietet umfas- 3 wir nicht als ein generell erstrebenswertes Ziel, da sie beispiels-
sende Möglichkeiten für nachhaltiges Bauen. Diese gilt es öffentlich weise die für Innovation so wichtige Interaktion einschränkt. Im stati-
bekannter zu machen und zu fördern. Das Thema wird sicherlich auch onären Handel gibt es ja zudem viele Tätigkeiten die einfach im Lager
auf dem diesjährigen Branchentreff Holz eine große Rolle spielen – oder in den Verkaufsräumen ausgeführt müssen und gar nicht oder nur
wir freuen uns auf den Austausch dazu. schlecht in das Homeoffice verlegt werden können. Auf der anderen Seite
sind aber Home- und Mobileoffice sehr gute Varianten für besondere
Wiemers: Ich meine, Mark Twain wird der schöne Satz zuge- Fälle, z. B. wenn gute Mitarbeiter besondere Herausforderungen wie
7 schrieben, der da lautet: „Prognosen sind eine schwierige Sache, einen pflegebedürftigen Angehörigen haben und Homeoffice temporär
vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Ich glaube aber, dass der genutzt wird, um diese privaten Herausforderungen mit den beruflichen
Neubaumarkt noch eine Weile rückläufig sein wird. Einen Teil dieses Aufgaben unter einen Hut zu bringen. Wichtig ist unserer Meinung nach,
Rückgangs können wir sicherlich aus der Sanierung und Moderni- dass man als Unternehmen und als Mitarbeiter die Technik für ein pro-
sierung kompensieren. Aber es benötigt politische Signale, die das duktives Arbeiten im Home- oder Mobileoffice zur Verfügung hat und da-
Bauen von Wohnraum wieder attraktiv werden lassen. mit das Heft des Handelns in der Hand hat. Auch hier gilt es die Kunden-
zufriedenheit im Blick zu halten. Wie gesagt sind Kundenzufriedenheit,
Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität und Innovation eng miteinander
verwandt. Auf Dauer geht das Eine kaum ohne das Andere.
Roland Wiesenmüller: Ob-
1 wohl sich auch die wirt- Wiesenmüller: Die Vorteile des Holzbaus im Neubaubereich aber
schaftliche Situation im Bausek- 4 auch bei der Sanierung vom Bestandsimmobilen sind in aller
tor und anderen Branchen zu- Munde. Der Holzbau wird von Bund und von den Bundesländern finan-
letzt eingetrübt hat, wird uns ziell und politisch unterstützt. Allerdings muss das Image des Holz-
der Fachkräftemangel mindes- baus bei Teilen der Bauherren noch weiter verbessert werden und die
tens bis 2035 zu schaffen ma- klaren ökologischen und energetischen Vorteil bei der Verwendung
chen. Und das mit zunehmender von Holz- und Holzwerkstoffen herausgestellt werden. Diese Vorteile
Schärfe. Die nächste Verschär- sollten alle Marktteilnehmer stetig bei Fachplanern, Architekten und
fung wird voraussichtlich ein- Bauherren publik machen. Gleichzeitig müssen bei diesen auch Vor-
treten, sobald die Bauwirtschaft urteile wie z. B. beim Brandschutz im Holzbau entkräftet bzw. dafür
Roland wieder anspringt. Auf diese Her- technische Lösungen etabliert werden. Weitere Hemmnisse sehen wir
Wiesenmüller,
Geschäftsführer ausforderung haben wir schon in der noch nicht ausreichend zum Einsatz kommenden seriellen Holz-
MDH länger reagiert und bieten unse- bautechnik bei den Verarbeitern. Durch gut geplante Vorfertigung im
ren Anschlusshäusern, neben Holzbau kann der zurzeit immer größer werdende Handwerkerman-
der notwendigen Sensibilisierung konkrete Dienstleistungen an die gel zum Teil kompensiert werden. Die Umsetzung der EU-Klimaziele
sie bei Themen wie Employer-Branding, Bewerber-Generierung und (Green Deal) bis 2030 bzw. 2033 ist eine Herkulesaufgabe. Sehr viele
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