Page 23 - Holzforum Ausgabe 3-4/2023
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Umfrage
gen. Wir haben gemeinsam klare Regeln erstellt und uns für das Mo- Renovierung seinen Rückgang kompensieren, da die Handwerks-
dell „drei Tage Präsenz, zwei mobile Arbeitstage“ entschieden. Wir leistung häufig größer und zeitaufwändiger ist. Ziel seitens der Bun-
sind überzeugt, dass die hybride Arbeitsweise das Vertrauensverhält- desregierung muss es sein, dass wir zu einem guten Pendel aus
nis untereinander fördert und zu einer höheren Arbeitsmotivation und Wohnungsbau sowie Sanierung und Renovierung kommen. Eine
Bindung beiträgt. Bei all diesen positiven emotionalen Aspekten ist Chance sehen wir darin, unsere Sortimente anzupassen, über den
auch das Thema Umweltfreundlichkeit nicht zu unterschätzen. Durch Tellerrand zu schauen und neue Kooperationen einzugehen. Wir
das Arbeiten aus dem Homeoffice wird der Verkehr reduziert und die haben zum Beispiel unsere Zusammenarbeit mit der Bauvista in-
damit verbundenen Emissionen. tensiviert und unseren Mitgliedern dadurch den Zugriff auf ein er-
weitertes DIY-Sortiment ermöglicht.
Pawlas: Das größte Problem sind der Handwerker- und Fach-
k
4 räftemangel sowie die teils starken Beharrungskräfte, die den Pawlas: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Stärkung des Vertriebs
Holzbau kritisch beäugen und Lobbyarbeit für andere Baustoffe be- 6und Employer Branding (Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fin-
treiben. Wir benötigen weiterhin Aufklärungsarbeit und müssen die den und halten) bleiben die Haupthemen. Schon seit 2022 bearbei-
Vorteile, die Holz als nachwachsende und CO2-speichernde Res- ten wir dazu die operativen und strategischen Herausforderungen
source bietet, stärker kommunizieren und in der Gesellschaft veran- im Team „#Zukunftsbauer“. Zusätzlich intensivieren wir Markenauf-
kern. Holzbau darf kein intellektuelles Thema für eine kleine Schicht tritt und Distribution unserer Eigenmarke. HQ ist die stärkste Marke
von Menschen bleiben. im Holzhandel – wir werden ihr, und damit unseren Händlern, für
In Bezug auf den oben genannten Handwerkermangel ist zu er- 2024 weiteren Rückenwind verleihen. Zudem arbeiten wir akribisch
läutern, dass wir weder genügend Holzbauer noch ausreichend Holz- daran, unsere hohe Holzbaukompetenz für und gemeinsam mit un-
bauer mit Erfahrung, Know-how und Expertise für Umsetzungsmög- seren Großhändlern entscheidend auszubauen. Die Weiterentwick-
lichkeiten haben. Holz verzeiht wenig Fehler, deshalb brauchen wir lung unseres B2B-E-Commerce ist dabei eine wichtige Stell-
Spezialisten, die wissen, wie man es bearbeitet, wie man es einbaut schraube.
und wie man es schützt. Wir benötigen aber auch mehr Architekten Noch einmal zur Digitalisierung. Das Holzland-PIM wird in diesem
und Planer mit Fokus auf Holzbau. Beim Fachkräftemangel gilt die all- Jahr zehn Jahre alt und gilt zu Recht als absoluter Vorreiter der Bran-
gemeine Arbeitsmarktlage, studieren ist en vogue und die klassische che. Für das kommende Jahr sind weiterer KI-Implementierungen
Ausbildung eher nicht. Es fehlen Holzbau-Fachkräfte auf den Baustel- geplant, die besonders die Schnelligkeit nochmals verbessern und
len, wie etwa Holzmechaniker. Ein weiterer Punkt, der den Holzbau unsere Zusammenarbeit mit den Lieferanten weiter vereinfachen sol-
ausbremst, ist die Volatilität unserer Sortimente, speziell in den ver- len. Prozessoptimierung, Automatisierung und die Einbindung von
gangenen Jahren mit Spitzenpreisen von 750 Euo pro Kubikmeter Künstlicher Intelligenz sind für uns festverankerte Leitlinien bei der
für OSB und einem Ca.-Normalniveau von 260 Euro pro Kubikmeter. Weiterentwicklung unseres Dienstleistungsportfolios. Daher werden
Aufgrund der Unsicherheit und Schnelligkeit bei Preisveränderungen wir noch in diesem Jahr als nächsten Baustein ein „Digital Asset Ma-
werden aktuell selten realistische Angebote abgegeben bzw. es wird nagement System“ aufbauen, das Händlern und Lieferanten gleicher-
viel Sicherheit eingebaut, wodurch Verbraucher abgeschreckt werden. maßen Erleichterungen bringen wird.
Auch der stagnierende Wohnungsbau, hohe Zinsen und wenig För-
dermittel animieren den Konsumenten und Bauherren aktuell nicht Pawlas: Der Holzeinzelhandel wird es weiterhin schwer haben.
zum Bau eines Hauses. 7Durch die Vorzieheffekte in den Corona-Jahren ist der Konsum
Darüber hinaus bremsen „ordnungsrechtliche Hindernisse“ im Bereich Boden/Wand/Decke, Garten und Innentüren weiterhin auf
der einzelnen Bundesländer den Holzbau kräftig aus. Obwohl die einem schwachen Niveau. Beim Holzgroßhandel sind die Aussichten
Brandvorschriften schon holzfreundlicher geworden sind, bleibt der besser, da der Holzbau ein – auch politisch unterstützter - Wachs-
Holzbau relativ planungsaufwändig, weil die Nachweise kompliziert tumsbereich ist. Auch im Sanierungsbereich mit dem Thema Energie-
sind. Eine einfache Zimmerei kommt mit den komplexen Vorschrif- effizienz bieten sich Chancen für Dämmstoffe, Fassaden, Fenster und
ten kaum zurecht. Da benötigen wir mehr Praxisnähe. Und was die Türen. Viel wird erneut von den Rahmenbedingungen abhängen. In
Digitalisierung im und am Bau angeht, ist sicherlich ebenfalls noch Deutschland stehen richtungsweisende Landtagswahlen an. Und
Luft nach oben. auch in den USA sind im nächsten Jahr Wahlen – Experten gehen
daher dort von Zinssenkungen aus, die sich auch in Deutschland Mitte
Pawlas: Die Frage muss man in zweierlei Hinsicht betrachten. des kommenden Jahres positiv bemerkbar machen würden. Positiv
5 ür den Handel stellt die Sanierung und Renovierung keine Kom- könnten sich auch die Pläne der Deutschen Bundesregierung für den
F
pensation dar, da deutlich weniger Ware im Vergleich zum Woh- Wohnungs- und Hausbau auswirken. Der Holzbau spielt in diesen
nungsbau benötigt wird. Der Handwerker kann mit Sanierung und Überlegungen eine zentrale Rolle. Findet sich dies in den Gesetzen
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