Page 3 - Holzforum Fachmagazin 2/2021
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Kommentar
Mehr Sorgfalt bei
Gesetzgebungsverfahren
Gut meint, aber schlecht gemacht? So beurteilt jedenfalls der Bundestagsabgeordnete Dr.
Christoph Hoffmann das geplante Lieferkettengesetz (siehe Interview S. 16), neuerdings Sorg
faltspflichtgesetz genannt. Als solches wurde es am 3. März dieses Jahres vom Bundeskabi
nett angenommen. Als nächster Schritt im Gesetzgebungsverfahren wird es nun dem Bun
destag vorgelegt. Geplant ist es, dieses noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden.
Was steht dahinter? In einer immer globaler wirtschaftenden Welt sollen die deutschen
Unternehmen verpflichtet werden, ihre im Ausland beschafften Vorleistungsgüter oder Fertig
erzeugnisse in allen Phasen ihrer Lieferkette auf etwaige umweltschädigende oder gegen
Arbeitsbedingungen verstoßende Produktionsverfahren zu prüfen. Ein Argument, dem grund
sätzlich schwer entgegenzutreten ist. Seit rund vier Jahren setzt sich das Auswärtige Amt für
die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans (NAP) Wirtschaft und Menschenrechte ein. Dieser bündelt staatliches
und unternehmerisches Engagement, um die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschen
rechte weltweit umzusetzen.
Zunächst war die Umsetzung als Selbstverpflichtung für die Unternehmen angelegt. Doch nachdem eine Um
frage ergab, dass lediglich rund 20 Prozent der Unternehmen diese Anforderungen berücksichtigen, ging die Bun
desregierung den Schritt hin zu einem entsprechenden Gesetzgebungsverfahren.
Naturgemäß gehen die Regelungen den Befürwortern nicht weit genug. Beklagt wird unter anderem, dass das
Gesetz zunächst nur für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern gelten soll. Außerdem wird mit Wettbe
werbsnachteilen für verantwortungsbewusst handelnde Unternehmen argumentiert. Der WWF fordert „entwal
dungsfreie Lieferketten“. Kritiker dagegen fürchten die Entstehung eines zusätzlichen bürokratischen Monsters mit
Scharen von Zertifizierern. Außerdem kritisiert unter anderem der HDE, dass der Gesetzesentwurf viel zu unbe
stimmt sei und die Gefahr politisch motivierter Prozesse in Deutschland berge. Bedenken, die ernst zu nehmen
sind. Auch der GD Holz (Beitrag Seite 14) sieht den Gesetzentwurf kritisch und unterstützt eine Initiative des BGA
(Bundesverband für den Groß und Außenhandel), der kleinere und mittlere Unternehmen auffordert, aktiv zu wer
den und Änderungen einzufordern. Das Sorgfaltspflichtgesetz, gut gemeint, aber schlecht gemacht? Die Einschät
zung von MdB Hoffmann bringt es wohl treffend auf den Punkt.
Ihnen viel Spaß beim Lesen und kommen Sie alle gut und gesund durch die Krise!
Tel.: 07243/575-202
h.bott@daehne.de
Harald Bott
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