Page 3 - Holzforum Ausgabe 2/2020
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Kommentar
Noch nur
ein blaues Auge
So heftig und unverhofft ist noch keine Wirtschaftskrise über die Welt hereingebrochen.
Das Sars-Cov-2-Virus hat es binnen kürzester Zeit geschafft, einen wesentlichen Teil der
Wirtschaft lahmzulegen. Die Folgen sind dabei aktuell nur schwer absehbar – was das
vielleicht größte Problem an sich ist.
Was bereits feststeht: Die Krise hat vor allem ein menschliches Gesicht. Ob es das
menschliche Leid ist, das sich am drastischsten – in einigen Ländern – in Form von auf-
gereihten Särgen zeigt oder an Menschen, die in Krankenhäusern oder Altenheimen mit
dem Tod ringen, oder ob es die wirtschaftlichen Sorgen sind, die Menschen umtreiben,
da sie in Folge der Krise um ihre wirtschaftliche Existenz bangen müssen.
Bezogen auf die wirtschaftlichen Folgen scheint der Holzfachhandel aktuell noch re-
lativ glimpflich davongekommen zu sein – mit einem blauen Auge sozusagen. Zwar kam
es in Folge der von der Politik angeordneten Maßnahmen vereinzelt zu Schließungen von
Geschäften und dürften die Umsätze auch hier eher leiden, ein paar Anrufe bei Holzhändlern in der
Republik zeigen jedoch, dass die meisten mit erweiterten Hygiene- und Abstandsmaßnahmen und
Einschränkungen bei der Beratung weiterhin geöffnet sind. Von Großhandelsseite hört man so-
gar, dass man in Teilen aufgrund des allgemeinen Runs auf Baumärkte und Fachgeschäfte einen
Corona-bedingten Ansturm erlebt. Trotzdem bleibt, dass der GD Holz „erhebliche wirtschaftliche
Auswirkungen” in Folge der Corona-Krise befürchtet, wie Thoma Goebel, Geschäftsführer des GD
Holz, unserer Redaktion mitteilte.
Zustimmen zu dieser Einschätzung dürften die Verbände der Holzindustrie: Einbrüche in den
Export- und Absatzmärkten, fehlende grenznahe Schlüsselarbeitskräfte, Einschränkungen beim
Gütertransport von Holzprodukten und damit verbundene Produktionsrückgänge – so beschreibt
beispielsweise die österreichische Holzindustrie die aktuelle Situation und die Auswirkungen der
Corona-Krise.
Als schwerste Hypothek dürfte sich in den kommenden Wochen und Monaten das Verhalten der
Verbraucher erweisen. Denn auch wenn diese noch nicht selbst betroffen sind, reagieren sie auf
Meldungen von Rezession, Kurzarbeit und Jobverlust sensibel und oft mit Kaufzurückhaltung. Der
Handelsverband Deutschland schrieb dazu Anfang April: „Für die kommenden Monate ist mit einem
deutlichen Rückgang des Konsums in Deutschland zu rechnen. Die Krise ist bei den Verbrauchern
angekommen.“
Leider sind es aktuell keine freudigeren Zeiten, die es zu kommentieren gilt. Ich wünsche Ihnen
trotzdem eine ruhige Minute bei der Lektüre des Hefts, und – vor allem – bleiben Sie gesund.
Tel.: 07243/575-205
m.greiner@daehne.de
M i c h ae l G rein er
Michael Greiner
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HF2020-02_Inhalt_Buch.indb 3 08.04.2020 14:13:55