Page 43 - Holzforum Ausgabe 2/2019
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Für Europa insgesamt spiele Bauleistung in Deutschland seit 2009
jener seit der Finanzkrise auf-
gelaufene Erholungsbedarf in Index, 2009 = 100 (zu Preisen 2017)
etlichen Ländern eine wichtige
Rolle, erklärte Dorffmeister. Laut 130
dem ifo-Experten gingen die Zu-
wächse der letzten Jahre bei der +1.6% +0.5% -0.3%
Bautätigkeit maßgeblich auf di 125 +2.9%
günstige Entwicklung in Nordeu-
ropa, in Ländern wie beispiels- 120
weise Polen, der Schweiz oder
Deutschland, zurück. „Zukünftig Wohnbau +2.7% +1.3% +0.1% -0.6%
dürfte sich die Baunachfrage dort -0.3% -0.7%
aber zumeist deutlich abschwä- 115
chen oder sogar wieder etwas zu- -0.6% -1.1%
rückgehen“, so Dorffmeister. Gesamte Bauleistung +0.7% 2019 2020
Im Gegensatz zu großen Tei- 110
len Europas haben sich die Bau-
leistungen in Deutschland seit +3.9%
2009 nahezu kontinuierlich auf- 105
wärts entwickelt (s. Grafik 2).
So dürfte der Bauvolumenswert Tiefbau +1.5% +0.9%
hier laut Dorffmeister für 2018
mit nominal rund 390 Mrd. Euro 100
das Niveau von 2009 real um
mehr als 15 Prozent übertreffen. Nicht-Wohnbau 2016 Prognose
Jedoch werde in Deutschland in 95 2017 2018
den kommenden Jahren die Bau-
tätigkeit wohl nicht mehr weiter 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
zunehmen. Dies habe mit einer Quelle: ifo-Institut-Prognose basierend auf Werten von Euroconstruct.
Abschwächung der Bautätigkeit
in allen drei Teilsegmenten zu tun. Renovierung dominiert deutschen Wohnungsbau
„Erstens geht dem Wohnungs-
neubau so langsam die Luft aus, Bauvolumen in Mrd. Euro (zu Preisen 2017)
ohne dass jedoch mittelfristig mit 250
erheblichen Einbußen zu rechnen
ist“, sagte Dorffmeister. Gleich- 200 Mehrfamilienhäuser 13%
wohl befinde sich der Umfang der 6% 1+2-Familienhäuser 28 bill.
nach wie vor dominierenden Be-
standmaßnahmen in Deutschland 150 16% 18% 39 bill.
schon seit mehr als zehn Jahren
auf einem exorbitant hohen Ni- 100 Renovierungsmaßnahmen 69% 145 bill.
veau. Hier seien keine größeren
Sprünge mehr zu erwarten – eher 78%
sogar ein leichter Rückgang. 50
Ähnlich dominant wie in Eu- 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
ropa ist der Renovierungssektor 2009
in Deutschland (s. Grafik 3). Laut
Daten des Deutschen Instituts für Quelle: ifo Institut
Wirtschaftsforschung (DIW) be- mit der Alterung der Gesell- Bauwirtschaft sowie die zuneh-
trug sein Anteil am Bauumsatz im schaft und dem steigenden An- mende Bürokratie verhinderten
Jahr 2017 mit 145 Mrd. Euro 69 gebot von Gebrauchtimmobilien allerdings eine raschere Realisie-
Prozent. Auf dem Höhepunkt der zu tun habe, erklärt Dorffmeister. rung von Wohnprojekten. „Wie es
Wirtschaftskrise – auch aufgrund aussieht, markiert die Genehmi-
des zurückgegangenen Neubaus Auch beim Neubau von Mehr- gungszahl für 2016 bereits den
– lag er 2009 bei 78 Prozent. familiengebäuden in Deutschland Höhepunkt des aktuellen Woh-
sieht der Bau-Experte kein Poten- nungsbaubooms. Daran dürften
Für den zweitwichtigsten Be- zial für weiteres Wachstum. Zwar auch nachfragepolitische Maß-
reich, den Neubau von Ein- und würden die Investoren Schlange nahmen, wie die Einführung des
Zweifamilienhäusern, deute die stehen, die schleppende Aus- Baukindergeldes, nichts ändern“,
Entwicklung darüber hinaus weisung von Bauland, Kapa- so Dorffmeister in München. n
nach unten, was insbesondere zitätsengpässe aufseiten der
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