Page 3 - Holzforum Ausgabe 2/2016

Kommentar

Bremst die Bürokratie
den Mittelstand aus?

Als beim Besuch eines Bau- und Holzfachhändlers der Geschäftsführer das Gespräch auf das Problem Büro-
kratie brachte, meinte er: eigentlich stehe er immer mit einem Bein im Knast. Denn im Grunde könne man
sich nie sicher sein, ob man auch wirklich alles richtig mache. Zu zahlreich seien die Anforderungen und oft
zu komplex. Wenig später stieß die Geschäftsführerin eines Holzfachhandels in genau das gleiche Klage-
Horn (siehe HOLZFORUM 1/2016, S. 20).

Regelmäßig flattern der Redaktion vom HOLZFORUM Meldungen auf den Tisch, die sich
ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen. So befragte Emnid im Auftrag eines Software-Her-
stellers 400 kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland zum Thema Bürokratiekosten
und -belastungen. Nur jedes 100. Unternehmen, ergab die Befragung, nahm wahr, dass die
Bürokratiebelastung in den vergangenen zwölf Monaten gesunken sei, wie eigentlich von der
Bundesregierung angestrebt. Mehr als zwei Drittel vertreten dagegen die Einschätzung, die
Belastungen seien im angegebenen Zeitraum sogar noch gestiegen. Aber wie auch immer:
Für 96 Prozent der Umfrageteilnehmer ist die Anzahl der Gesetze und Verordnungen zu hoch.
Zudem, ergab die Studie weiter, falle es 65 Prozent der Befragten schwer, die Gesetze über-
haupt zu verstehen.
HOLZonline wollte wissen, was die Leser zu diesem Thema meinen, und stellte eine entspre-
chende Umfrage online. Vier mögliche Antworten waren vorgegeben (siehe auch Seite 51 in dieser Ausgabe):
Das Problem Bürokratie ist
übertrieben,
nervt, hat aber auch gute Seiten,
kostet massiv Umsatz oder
bedroht meine Existenz.
Das erfreuliche an den Ergebnissen ist: Keiner der Teilnehmer entschied sich für Antwort Nummer vier
„Bedroht meine Existenz“. Die klare Mehrheit kreuzte jedoch die Antwort an: „Bürokratie nervt, hat aber auch
gute Seiten.“ Dass Bürokratie massiv Umsatz kostet, meint rund ein Viertel der Teilnehmer. Fast 30 Prozent
der Leser, die an der Umfrage auf HOLZonline teilgenommen haben, sind sogar der Überzeugung, dass das
Problem Bürokratie übertrieben sei.
Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit dem Fazit der Emnid-Studie. Denn um eine Entlastung im
Bereich Bürokratie zu erzielen, wünschen sich 78 Prozent der Unternehmen vor allem eine Verkürzung der
Bearbeitungszeiten auf Ämtern und Behörden. Fast drei Viertel fordern zudem eine Verbesserung der Zu-
sammenarbeit zwischen staatlichen Behörden und Unternehmen. Die Ergebnisse zeigen: Es ist vor allem der
zeitliche Aufwand, der die Unternehmen nervt. Erst an zweiter Stelle folgen die Kosten und die Praxisferne
der gesetzlichen Vorgaben.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Harald Bott Tel.: 07243/575-202
h.bott@daehne.de

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