Page 45 - Holzforum Ausgabe 1/2016
P. 45
Blick in die Sonderausstellung „Smart Materials for better Design“. Foto: Red Dot Design Museum liche Einsatzbereiche nannte Ta-
ranczewski den Möbel- und Fahr-
„Artwood“, die nicht nur aussieht Fruchtresten über Innenausbau- Die Hersteller müssten auf res- radrahmenbau.
wie Naturholz, sondern sich auch Paneele aus Kaffeesatz bis hin zu sourcenschonende Leichtbauma-
so anfühlt. günstigen Karbonfasern aus Lig- terialien setzen, um der drohenden Im dritten Konferenz-Schwer-
nin. Auch die „Resysta“-Terrassen- Rohstoffknappheit entgegenzu- punkt ging es um die Potenziale
Für die Firma Hornschuch, dielen aus Reishülsen erwähnte wirken. Insbesondere plädierte er des 3D-Drucks. Das passte zum
Hersteller von Kunstleder- und Peters. Das Beispiel verdeutlichte, für den Einsatz moderner Sand- Vorhergesagten, denn 3D-Drucker
Folienprodukten, stellte Bruno wie schnell sich Ideen in der Pra- wichwerkstoffe – mit Hohlräumen können selbst komplizierte Bau-
Lehmann den Polsterbezugstoff xis etablieren können, die anfangs oder zum Beispiel Schaumkernen. teil-Formen nahezu ohne Materi-
Nature-Base vor. Der enthält skurril wirken mögen. Diese würden bei Biegefestigkeit alabfall herstellen und erweitern
zwar auch das Erdölprodukt und Steifigkeit oft sogar besser damit die Möglichkeiten zur Pro-
Vinyl, besteht aber insgesamt Doch das Thema Nachhaltig- abschneiden als massive Holz- duktion von Leichtbaumaterialien.
zu 80 Prozent aus nachwach- keit von Werkstoffen wäre zu kurz werkstoffe. „Weg mit dem mas- Die noch junge Technik könnte in
senden Rohstoffen. Unter ande- gedacht, wenn man Materialien siven Brett vorm Kopf, wir können Zukunft die industrielle Produktion
rem werden Weichmacher auf mit negativer CO -Bilanz einfach mit weniger Material bessere Mö- grundlegend verändern, denn
Pflanzenölbasis verwendet. Leh- bel bauen“, brachte Stosch sein denkbar sind nun auch dezentrale
manns Referat war bereits Teil 2 Credo auf den Punkt. „Minifabriken“, in denen Produkte
des zweiten Konferenzschwer- direkt dort entstehen, wo sie ge-
punkts: Biobasierte Materia- nur durch nachwachsende Roh- Eine neue Lösung für den braucht werden. Die Einsatzmög-
lien und Leichtbau-Design. Res- stoffe ersetzen würde. Die nach- Leichtbau hatte der Referent Ro- lichkeiten nehmen derzeit rasant
sourcenschonende und leichte wachsenden Rohstoffe sollten bert Taranczewski im Gepäck. Der zu. Wurde anfangs nur mit flüs-
Werkstoffe aus nachwachsen- zugleich nur sparsam verbraucht Geschäftsführer der Firma Ligno- sigem Kunststoff gedruckt, so
den Rohstoffen sind ein großer werden. Dafür plädierte Prof. Tube Technologies präsentierte geht das heute beispielsweise
Trend in der heutigen Material- Dipl.-Ing. Martin Stosch von der Leichtbaurohre, die aus kreuz- auch mit Flüssigglas, Karbonfa-
forschung. In Essen spielten sie Interessengemeinschaft Leicht- weise übereinander geklebten sern, Beton und selbst Metall.
daher eine große Rolle. bau. Er verwies darauf, dass der Echtholzfurnieren bestehen. Die
weltweite Holzverbrauch derzeit Ligno-Tubes bieten eine hohe Sta- Wie weit die Technik schon
Zur Einführung bot der Ma- stark ansteige, auch deshalb, weil bilität bei geringem Gewicht, und ist, zeigte schließlich der Vortrag
terialexperte Dr. Sascha Peters Holz verstärkt als Brennstoff so- bei ihrer Herstellung fällt viel we- von Johannes Barckmann, Chef-
eine Trendschau zu biobasier- wie als Zusatzstoff in Bio-Kunst- niger Verschnitt an als bei einem designer beim Ingenieur-Dienst-
ten Materialneuheiten. Das Spek- stoffen gefragt ist. gedrechselten Holzrohr. Als mög- leister EDAG. Er präsentierte den
trum reichte von Lederstoffen aus „Light Cocoon“ – Prototyp eines
Am Beispiel der Möbelindus- neuartigen Autos, das 2015 erst-
trie sprach sich Stosch für eine mals beim Genfer Autosalon vor-
radikale Materialreduktion aus. gestellt wurde. Das Besondere:
Die Aluminium-Karosserie des
Fahrzeugs hat eine spinnennetz-
artige, entkernte Struktur und
wurde per 3D-Druck gefertigt.
Die verästelte Tragstruktur sieht
nur dort Material vor, wo es auf-
grund der Belastungsanforde-
rungen auch tatsächlich ge-
braucht wird. Daher ist die Ka-
rosserie besonders leicht. Damit
es durch ihre „Löcher“ nicht hi-
neinregnet, wurde das Auto mit
einem Hightech-Textil von Jack
Wolfskin überzogen.
Q
1|2016 45