Die Witterungsextreme der vergangenen Jahre haben in den deutschen Wäldern offenbar größere Schäden angerichtet als bisher bekannt. Das legt die Auswertung von satellitengestützten Erdbeobachtungsdaten durch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nahe. Wie die Forschungseinrichtung gestern berichtete, wurden bundesweit von Januar 2018 bis einschließlich April 2021 auf rund 501 000 ha Wald Baumverluste verzeichnet. Das entspreche fast fünf Prozent der gesamten Waldfläche und sei damit erheblich höher als bisher angenommen, so die Wissenschaftler. Als Auslöser der Schäden würden vor allem die ungewöhnlich starken Hitze- und Dürreperioden im Beobachtungszeitraum gelten, die wiederum den Befall durch Schadinsekten begünstigt hätten.
Betroffen von den Baumverlusten sind dem DLR zufolge überwiegend die Nadelwälder in der Mitte Deutschlands, von der Eifel über das Sauerland, den Harz und Thüringer Wald bis in die Sächsische Schweiz. Nordrhein-Westfalen hat gemäß den Erdbeobachtungsdaten innerhalb von drei Jahren mehr als ein Viertel seiner Fichtenwälder verloren, in einigen Landkreisen sogar mehr als zwei Drittel.
Die Bäume sind nach Angaben des DLR abgestorben oder großflächigen Notfällungen zum Opfer gefallen. Kahlschläge seien oft die letzte Maßnahme bei massivem Schädlingsbefall.
Laut Dr. Frank Thonfeld vom Earth Observation Center (EOC) des DLR haben aber auch andere Baumarten gelitten. „Unsere Analysen zeigen, dass auch Eiche, Buche und Kiefer – neben der Fichte die häufigsten Baumarten in Deutschland – starke Schäden aufweisen. Dasselbe gilt für seltenere Arten wie Bergahorn oder Lärche“, erläuterte der Wissenschaftler.