Das deutsche Handwerk ist an vielen Stellen traditionell geprägt. So erfolgt die Materialbeschaffung mehrheitlich über den Fach- oder Großhandel und auch Kundenbeziehungen entstehen auf klassischem Wege über Empfehlungen. Doch welche Potenziale liegen in anderen Beschaffungskanälen oder gar in der Plattformökonomie? Dieser und weiteren Fragen geht die neue Studie des IFH Köln „Potenziale von Handwerkern“ nach und zeigt: Das Potenzial neuer Wege der Kundenansprache ist hoch, die Hürde über traditionelle Wege hinauszugehen allerdings auch. Aktuell würden in Anbetracht der guten Marktsituation nur 6 Prozent der befragten Handwerker Vermittlungsangebote nutzen – auch wenn sich die Auftragslage verschlechtert.
Nur jeder fünfte Handwerksbetrieb und ein Drittel der Mobilen beschafft im Baumarkt. Dabei lassen sich mit Blick auf die einzelnen Gewerke deutliche Unterschiede feststellen. Handwerker, die im Baumarkt beschaffen, schätzen zu 71 Prozent die bequeme Beschaffung durch die schnelle Verfügbarkeit und die gute Erreichbarkeit (33 %). Aus Handwerkersicht ist „unzureichende Qualität“ ein Manko bei der Baumarktbeschaffung (40 %). Auch hohe Preise und fehlende Fachberatung werden negativ bewertet.“
Der Baumarkt ist der ‚Kiosk des Handwerkers‘: Schnell und einfach die Produkte beschaffen, die benötigt werden. Im Handwerkeralltag ist der Gang in den Baumarkt aber eher eine Notfalllösung, wenn ein Produkt spontan fehlt“, so Christian Lerch, Senior Consultant am IFH Köln.
Während Kundenbeziehungen sich aktuell zu 71 Prozent auf persönliche Kontakte zurückführen lassen, bleiben Vermittlungsservices durch die Handwerker noch oft ungenutzt. So geben nur zwei Prozent der Handwerker an, Vermittlungsplattformen zu nutzen, bei Partnerschaften mit Baumärkten liegt der Wert gar bei 0,2 Prozent. Aber auch auf Konsumentenseite sind Vermittlungsservices von Baumärkten lediglich bei der Hälfte der befragten Baumarktkunden bekannt, wobei die Kenntnis bei der größten Kundengruppe, welche im Schnitt nur einmal jährlich im Baumarkt kauft, mit 32 Prozent deutlich niedriger liegt.