Viel Glas, Holz und eine lebendige Fassadenstruktur: Für den Holzgroßhandel Höttcke hat das Unternehmen Brüninghoff in Werne (Münsterland) eine neue Ausstellungshalle mit angrenzenden Büro- und Sozialräumen errichtet. Damit erweitern sich die Hallenflächen am Standort. Bei dem ganzen Projekt wurde im Sinne eines Cradle-to-Cradle-Ansatzes hauptsächlich der Baustoff Holz verwendet. So besteht die Primärkonstruktion der Halle aus einem Satteldachbinder aus Brettschichtholz auf eingespannten Betonfertigteilstützen sowie vorgefertigten Holzrahmenbauelementen.
Lagerhaltender Großhandel
Die Otto Höttcke GmbH & Co. KG hat sich als lagerhaltender Holzhandel auf den Vertrieb von Schnittholz, Holzwerkstoffen und Bauelementen spezialisiert. Zwei neue Hallen am Standort im nordrhein-westfälischen Werne realisierte Brüninghoff bereits in den Jahren 2004 und 2013. Aufgrund der Zusammenarbeit hat die Unternehmensgruppe jetzt auch eine Ausstellungshalle mit Büroräumen für den regionalen Holzgroßhandel errichtet. Dies war nötig geworden, weil der Holzhandelsbetrieb seinen Stammsitz in der Stadt verlegen musste. Der neue Standort der großen Ausstellungshalle liegt nun am Rande der Stadt – direkt angrenzend an die großen Lagerhallen.
Symbiotische Erweiterung
Die Planung übernahmen die Architekten von Spital-Frenking + Schwarz aus dem benachbarten Lüdinghausen. Neben der Schaffung von Verkaufs- und Ausstellungsflächen sowie Büroarbeitsplätzen sollte in der Halle eine Atmosphäre zur Kommunikation, für Gespräche oder auch zum Verweilen und Zeitunglesen geschaffen werden. Bei der Planung lag ein besonderes Augenmerk darauf, eine Symbiose aus der neuen Ausstellungshalle und den bestehenden Lagerhallen zu schaffen. So nimmt der Neubau die Tragstruktur der angrenzenden Halle auf und führt diese fort. Das leicht bewegte Dach kragt weit aus und schützt somit die fast vollständig verglaste Ausstellungshalle vor Witterungseinflüssen und Überhitzung. Weitere gestaltprägende Elemente sind der sich aus der Fassadenebene schiebende Büroriegel im Obergeschoss sowie die in den Hallenluftraum eingehängte Besprechungsinsel.
Das Dach kragt weit aus und liefert dem Gebäude damit eine besonders filigrane Ausstrahlung. Gleichzeitig schützt es die Fassade so vor Witterung und Überhitzung.
Helle Räume für die Belegschaft
Entstanden sind so mit einer rund 1.400 Quadratmeter großen Grundfläche eine einstöckige Ausstellungshalle sowie ein zweigeschossiger Büroeinbau. Ein großer Besprechungsraum im Erdgeschoss bietet mit 65 Quadratmetern ausreichend Raum für Termine in entspannter Atmosphäre. Die Büroflächen im Obergeschoss belaufen sich auf rund 500 Quadratmeter. Die einzelnen Arbeitsplätze wurden dabei hell und einladend mit vielen sichtbaren Holzflächen gestaltet. In der Halle sorgt eine große Glasfassade für viel Tageslicht. Ein außenliegender Sonnenschutz stellt – in Kombination mit dem auskragenden Dach – den sommerlichen Wärmeschutz sicher und ermöglicht eine angenehme Aufenthaltsqualität sowohl für die Beleg- als auch die Kundschaft. Der Neubau verfügt über den Standard eines Effizienzhauses 55 EE. Damit ist belegt, dass die erneuerbaren Energien einen Anteil von mindestens 55 Prozent des für die Wärme- und Kälteversorgung des Gebäudes erforderlichen Energiebedarfs erbringen. Zum Einsatz kam hier ein Pellet-Brennwertkessel mit Pufferspeicher. Geheizt wird dabei ausschließlich mit bei Höttcke anfallenden Spänen und Hackschnitzeln.
Satteldachbinder mit großer Spannweite
Eine der Hauptanforderungen bei dem Projekt bestand darin, das Gebäude möglichst zügig fertigzustellen und eine wirtschaftliche Tragwerkskonstruktion zu generieren. Zudem lag der Fokus auf einem an Cradle-to-Cradle orientierten Ansatz. Diese Herausforderung nahm Brüninghoff an und lieferte vorgefertigte Bauelemente für das Projekt. Verwendet wurde dabei schwerpunktmäßig der Baustoff Holz. Konsequenterweise wird so der Werkstoff des Fachhandels in der Bauweise aufgegriffen. Dies trägt unter anderem dazu bei, das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit zu festigen. Konkret besteht die Primärkonstruktion der Halle aus einem Satteldachbinder aus Brettschichtholz auf eingespannten Betonfertigteilstützen von Brüninghoff. Das Satteldach bietet dabei ein hohes Maß an optischer Ästhetik und ist gleichzeitig ein konstruktives Dachelement. Das freitragende Bauteil ermöglicht dabei große Spannweiten – so sind die Satteldachbinder insgesamt 28,50 Meter lang und die Auflager liegen 22,50 Meter auseinander. Zudem schafft diese Konstruktionsform viel funktionale Fläche. Die Höhe von der Oberkante des fertigen Fußbodens bis zur Unterkante Binder beträgt 6,20 Meter und 7,70 Meter bis zur Unterkante der Trapezbleche.
Mit Zugstangen aufgehängt
Für den zweigeschossigen Büroeinbau kamen überdies zertifizierte, vorgefertigte Holzrahmenbauelemente von Brüninghoff zum Einsatz. Das Obergeschoss besteht dabei aus einer Brettstapeldecke, welche auf Unterzügen aus Brettschichtholz und Konstruktionsvollholz aufliegt. Die Unterzüge wurden jeweils mit zwei Zugstangen an den Betonfertigteilstützen aufgehängt.
Filigrane Glasfassade
Die Glasfassade des Werner Neubaus besteht aus einer Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Aluminium. Dahinterliegende Pfosten und Riegel wurden mit Konstruktionsvollholz ausgeführt und sorgen damit im Inneren für ein einheitliches Erscheinungsbild. Die so entstandene filigrane Glasfassade überzeugt mit ihren schmalen Ansichtsbreiten. Der geschlossene Fassadenbereich wurde mit karbonisiertem Massivholz und Holz-Zement-Verbundplatten ausgeführt. Letztere sorgen für eine besonders hohe Langlebigkeit und Stoßfestigkeit.
Brandschutz und Design in Kombination
Alle tragenden und aussteifenden Bauteile sowie die Treppenhauswände mussten bei diesem Projekt die Feuerwiderstandsklasse F30 (feuerhemmend) erfüllen. Die Bauteile wurden von Brüninghoff demnach gemäß der F30-Anforderungen berechnet oder teilweise mit einem F30-Anstrich ausgeführt. Zudem mussten Rauchabzugsflächen mit einer Gesamtfläche von 26,64 Quadratmetern ausgeführt werden. Realisiert wurde dies mit Lamellenfenstern, die Brandschutz und Design in einem Bauteil vereinen.
BIM für vereinfachte Prozesse
Plansite, ein Spin-Off der Brüninghoff Group, übernahm die Ausführungsplanung der Architektur sowie die Planung des Tragwerks und der technischen Gebäudeausrüstung auf Basis des Entwurfs der Architekten. Tätig ab Leistungsphase 5, vereinfachte dabei Building Information Modeling (BIM) den Prozess und die Kommunikation. Zudem ist die spätere Nutzungsphase so stets im Blick. Denn ein zentraler Vorteil der modellbasierten Planungsmethode ist, dass sich einmal erstellte Daten mehrfach für unterschiedliche Zwecke – beispielsweise für den Gebäudebetrieb – nutzen lassen.