Mitte Oktober fand im Marriott-Hotel in Kopenhagen die 70. Ausgabe der Internationalen Nadelschnittholz Konferenz (ISC) statt. Gastgeber der Konferenz war der dänische Holzhandelsverband, der die Veranstaltung gemeinsam mit den beiden üblichen Partnern organisierte: Die Europäische Organisation der Sägewerksindustrie (EOS) und der Europäische Holzhandelsverband (ETTF). Nach der Hybrid-Veranstaltung im letzten Jahr in Helsinki boten die Organisatoren auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, die Konferenz online zu verfolgen. Die diesjährige Konferenz zog viele Teilnehmer an, denn fast 200 Personen waren vor Ort in Kopenhagen und einige mehr Teilnehmer verfolgten die Konferenz online.
Unbeständiges Jahr
Im dritten Jahr in Folge erlebte der Nadelholzmarkt ein weiteres unbeständiges Jahr, das sich recht gut in zwei Teile gliedern lässt: In der ersten Jahreshälfte war die Nachfrage stark, aber seitdem hat sich der Markt Ende des zweiten Quartals massiv abgeschwächt, und es wird erwartet, dass die Nachfrage zumindest kurz- bis mittelfristig gedämpft sein wird. Nach den rekordverdächtigen Zuwächsen des vergangenen Jahres deutet die Entwicklung von Nadelholzproduktion und -verbrauch darauf hin, dass im Jahr 2022 die Produktion in Europa um über zwei Prozent und der Verbrauch um etwa fünf Prozent zurückgehen wird. Die Unsicherheit ist extrem hoch, so der Verband, aber vorläufige Prognosen für das nächste Jahr deuten auf einen weiteren Rückgang der Produktion und des Verbrauchs von Nadelschnittholz hin.
Preise stark gefallen
Morten Bergsten, Vizepräsident und Vorsitzender für Nadelholz von ETTF, und Herbert Jöbstl, Präsident von EOS, vermittelten in ihren Vorträgen ähnliche Botschaften aus ihrer jeweiligen Sicht als Verbraucher und Hersteller. Insgesamt betonten sie, dass nach einigen lebhaften Monaten zu Beginn des Jahres, der russische Einmarsch in der Ukraine sowie andere Faktoren eine Reihe von Trends auslösten, die zu einem massiven Rückgang der Nachfrage führten. Die Preise für Nadelschnittholz sind nach zwei sehr volatilen Jahren, in denen sie zeitweise außergewöhnliche Höhen erreichten, stark gefallen. Die Rentabilität von Sägewerken und Händlern ist nach zwei sehr positiven Jahren stark beeinträchtigt.
Die Hauptgründe für die Verschlechterung der Marktlage sind die hohe Inflation, die zu einer Erhöhung der Zinssätze durch die Zentralbanken in der gesamten entwickelten Welt führte und die Verbrauchernachfrage dämpfte. Zwei weitere Faktoren, die für die Verlangsamung verantwortlich sind, sind der übermäßige Aufbau von Lagerbeständen in der ersten Jahreshälfte und ein starker Rückgang im DIY-Sektor nach zwei sehr guten Jahren. Der Anstieg der Hypothekenzinsen wird sich sicherlich negativ auf die Baumärkte auswirken – in welchem Ausmaß, bleibt abzuwarten und wird in den nächsten Monaten einer der Schlüsselfaktoren für die Nadelholzindustrie sein.
Anstieg der Restholzpreise
Die Rentabilität der Sägewerke wurde, wie in den meisten Industriezweigen, durch die in die Höhe geschossenen Energiepreise negativ beeinflusst. Die rekordhohen Energiepreise haben jedoch auch zu einem bemerkenswerten Anstieg der Restholzpreise geführt, da eine außerordentliche Nachfrage nach Sägenebenprodukten besteht.
Einfuhrstop von Nadelschnittholz
Ein wichtiges Moment in diesem Jahr war auch der Stopp der Einfuhren von Nadelschnittholz (und anderen Holzprodukten) aus Russland und Weißrussland ab dem 10. Juli, aufgrund von EU-Sanktionen. Dies führte zwar nicht zu der befürchteten Verknappung auf den europäischen Märkten, die auch auf die rückläufige Nachfrage zurückzuführen ist, aber die vollen Auswirkungen werden sich erst in den kommenden Monaten zeigen.
Morten Bergsten betonte, wie wichtig es ist, die Sanktionen einzuhalten: Es liegt in der Verantwortung der Importeure, sich an die bestehenden Rechtsvorschriften zu halten, und die ETTF hat gegenüber den zuständigen Behörden betont, dass wir Schlupflöcher vermeiden müssen, durch die sanktionierte Waren über Drittländer in die Europäische Union gelangen.
Ausfuhren als Stabilisator
Die Ausfuhren nach Übersee haben sich für viele Unternehmen in ganz Europa als Stabilisatoren erwiesen, wobei die europäischen Hersteller am Ende des Sommers einen Marktanteil von 13 Prozent auf dem äußerst wichtigen US-Markt erreichten, während die kanadischen Ausfuhren in die USA zurückgingen. Umgekehrt sind die chinesischen Einfuhren aufgrund von Covid-19-Beschränkungen und Spannungen auf dem Baumarkt auf ein Niveau gesunken, das seit fast zehn Jahren nicht mehr erreicht wurde.
Holz als Baumaterial
Ein weiterer Grund, optimistisch zu sein, ist der steigende Marktanteil von Holz als Baumaterial, wie Herbert Jöbstl in seinem Vortrag zeigte. Paul Brannen, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit EOS und CEI-Bois, konzentrierte sich ebenfalls auf die Chancen, welche sich aus der Renovierung und Isolierung bestehender Gebäude ergeben – Holz ist eine hervorragende Alternative gegenüber den fossilen Brennstoffen, die momentan noch in diesem Sektor gebräuchlichen sind. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen bleibt ein weiterer entscheidender Faktor für die Branche: Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, zwei interessante Vorträge von Vertretern der öffentlichen und privaten Waldbesitzer zu hören. Die EU-Gesetzgebung sollte sicherstellen, dass die Nadelholzindustrie über genügend Rohstoffe verfügt, damit sie auch in den kommenden Jahren einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten kann. Die nächste Ausgabe der Internationalen Nadelholzschnittholz Konferenz findet vom 11. bis 12. Oktober 2023 in Wien statt.