Der Präsident des Deutschen Holzwirtschaftsrats (DHWR), Erwin Taglieber, hat sich grundsätzlich positiv über den neuen Ampel-Koalitionsvertrag geäußert, sieht jedoch auch mehrere offene Kritikpunkte. Demnach beinhalte der letzte Woche vorgestellte Vertrag wichtige Ziele für die Holzwirtschaft, darunter: eine nationale Holzbau-, Leichtbau- und Rohstoffsicherungsstrategie, die Sicherung des heimischen Rohstoffabbaus, die Stärkung der regionalen Wirtschaftsförderung und den Start einer Holzbauinitiative: „Grundsätzlich begrüßen wir diese Ziele sehr, da diese die regionale Wertschöpfungskette stärken. Aber den Absichtserklärungen müssen jetzt auch konkrete Lösungsvorschläge folgen, um beispielsweise die angestrebten schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren in der Praxis umsetzen zu können“, so Taglieber.
Weiter erklärte der DHWR-Präsident: „Der Bau-, Roh- und Werkstoff Holz muss aufgrund seiner CO2-Bindungsleistung viel stärker eingesetzt werden – komplexe Genehmigungsverfahren machen es den Unternehmen aber häufig immer noch unnötig schwer.“ Besonders kritisch sehe man die sehr konkrete Ankündigung, den Einschlag in alten, naturnahen Buchenwäldern zu stoppen, die sich in öffentlichem Besitz befinden. „Dies impliziert, dass die Buchenwälder vor der Forstwirtschaft geschützt werden müssten. Die positive Waldentwicklung der Buchenwälder der letzten drei Jahrzehnte zeigt dagegen sehr deutlich, dass die Forstwirtschaft gerade Garant für den Erhalt dieser Wälder ist“, so Taglieber.
Problematisch sehe man auch die Pläne, die Wälder im Bundesbesitz mittelfristig mindestens nach FSC- oder Naturland-Standards zu bewirtschaften und den klimawandelbedingten Waldumbau mit ‚überwiegend standortheimischen Baumarten‘ vorzutreiben. „Alle diese Maßnahmen werden das Rohstoffangebot mittelfristig reduzieren und stehen im direkten Gegensatz zu anderen Zielen der Koalitionäre, insbesondere der Sicherung der heimischen Rohstoffversorgung und dem Klimaschutz. Das auch in Deutschland sich zweifelsohne verändernde Klima macht es notwendig, zukünftig auch auf nichtheimische Baumarten zu setzen. Pauschale Festlegungen helfen da ebenso wenig weiter wie die angekündigten Einschlagsstopps für alte Buchenwälder, die eine gewünschte stärkere Laubholzverwendung verunmöglichen“, so Taglieber.
Der Deutsche Holzwirtschaftsrat vertritt heute über seine Mitgliedsverbände 70.000 überwiegend mittelständische Betriebe, die mit 650.000 Beschäftigten einen jährlichen Umsatz von 120 Milliarden Euro generieren.