Am 27.März 2017 fand an der Fachhochschule Erfurt ein Workshop der Landesregierung zu einer möglichen FSC-Zertifizierung der Thüringer Staatswälder statt, zu der ich als Stakeholder eingeladen war. Die Diskussion drehte sich vorwiegend um Rückegassen, BHD Durchmesser und um Vergleiche zum PEFC-Zertifizierungssystem. Diesen Stand der Diskussion halte ich für nicht mehr zeitgemäß.
Die deutschen Waldgesetze gehören zu den strengsten weltweit und sorgen für eine naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder. Eine externe Begutachtung, wie ursprünglich für Tropenholz von FSC entwickelt, führt in Deutschland aufgrund der strengen gesetzlichen Regelungen nicht zu besseren Waldflächen. Deshalb muss die zentrale Frage lauten, ob wir uns die zusätzlichen Kosten der FSC-Zertifizierung leisten wollen und können. Und es gilt die Frage zu beantworten, ob Kunden eine FSC-Zertifizierung von deutschem Holz wertschätzen und bereit sind, dafür Mehrkosten zu tragen oder ob die Forstwirtschaft auf den Zertifizierungskosten „sitzen bleibt“.
Kunden weltweit nicht bereit, mehr Geld für FSC zertifiziertes Holz zu zahlen.
Zumindest die zweite Frage ist einfach zu beantworten. Bei Pollmeier zahlen Schnittholzkunden, die ausdrücklich FSC-zertifiziertes Holz bestellen, einen Mehrpreis von 2,5%. Wer diesen geringen Mehrpreis nicht bezahlen möchte, bekommt sein Schnittholz ohne FSC-Zertifizierung. Der Anteil unserer FSC-zertifizierten Schnittholzverkäufe liegt derzeit bei lediglich ein Prozent mit fallender Tendenz. Normalerweise nehmen wir Produkte, die nicht nachgefragt werden, schnell wieder aus dem Sortiment. Nur bei FSC-zertifiziertem Holz machen wir eine Ausnahme, weil wir in der ideologisch geführten Debatte nicht als Blockierer gelten wollen. Da wir von Pollmeier deutlich mehr als die Hälfte der deutschen Buchenschnittholzexporte verantworten, ist diese Aussage repräsentativ für den gesamten Laubholzmarkt und das Fazit eindeutig: Kunden weltweit sind nicht bereit, selbst einen minimalen Mehrpreis für FSC-zertifiziertes Holz zu zahlen.
Die FSC-Zertifizierung sehe ich jedoch auch aus einem anderen Grund zunehmend kritisch. Ich war in den letzten Monaten mehrfach in Rumänien, um mir Sägewerke im Rahmen von möglichen Beteiligungen anzusehen. Bei diesen Reisen kann man Gespräche über den Rauswurf der österreichischen Schweighofer Gruppe durch den FSC nicht vermeiden. Die Rahmenbedingungen für den Rundholzeinkauf in Rumänien schätze ich als außerordentlich schwierig und unübersichtlich ein. Ich denke, dass jeder weiß was ich damit meine ohne näher darauf einzugehen. Es kommt viel FSC-zertifiziertes Holz auf den Markt, das nicht den Regeln des FSC entspricht. Ein leitender Angestellter der FSC-Organisation gab mir gegenüber unumwunden zu, dass man im Grunde genommen die gesamte FSC-Zertifizierung in Rumänien in Frage stellen müsse. Aber dann würde FSC ein wichtiges Geschäft verlieren, auf welches man nicht verzichten wolle.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass der FSC in Rumänien den Zertifizierungsprozess nicht im Griff hat und die Firma Schweighofer an den Pranger stellt, um von eigenen Problemen abzulenken. Ein solches Vorgehen ist völlig inakzeptabel. Hier passt das Sprichwort von Wilhelmine von Hillern: „Wie klein ist der, welcher andere erniedrigen muss, um sich selbst zu erhöhen.“ Sollten wir von Pollmeier in Rumänien investieren, ist eins jetzt schon klar: Wir werden uns nicht FSC-zertifizieren lassen, solange der FSC seine eigenen Prozesse dort nicht im Griff hat.
Ralf Pollmeier
Der Unternehmer Ralf Pollmeier betreibt an den Standorten Creuzburg/ Thüringen, Aschaffenburg/ Bayern und Malchow/ Mecklenburg-Vorpommern die drei größten Laubholzsägewerke Europas. Am Standort Creuzburg hat Pollmeier 2013 das weltweit erste Furnierschichtholzwerk zur Laubholzverarbeitung gebaut. Die Laubholzprodukte der Pollmeier-Werke werden in mehr als 70 Länder weltweit exportiert bei einer Exportquote von über 80 Prozent.