Eurobaustoff: Komplexe Herausforderungen

Die Eurobaustoff-Geschäftsführung v. l.: Jörg Hoffmann, Eckard Kern (Vorsitzender) und Hartmut Möller. (Quelle: Eurobaustoff)

Wie das Institut für Wirtschaft (IW) Anfang Juni in einem Gutachten für den Hauptverband der deutschen Bauindustrie (HDB) festgestellt hat, klafft aktuell eine 500-Milliarden-Euro-Lücke bei den alljährlichen privaten und öffentlichen Bauinvestitionen. Parallel setzt sich der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen weiter fort. Im gesamten ersten Quartal 2024 wurden 53.500 Wohnungen genehmigt. Das sind 22,2 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Damit rücken auch die Wohnungsbauziele in immer weitere Ferne und Deutschland steuert auf einen neuen Rekord-Wohnungsmangel mit rund 800.000 fehlenden Wohnungen zu. „Die aktuellen Zahlen zeigen, dass es von politischer Seite nach wie vor an einer geeigneten Wohnungsbaupolitik mit verlässlichen Strukturen fehlt, die der Bauwirtschaft als einem der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutschland hilft, die aktuelle Baukrise zu überwinden und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, sagt Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Eurobaustoff Geschäftsführung auf der diesjährigen Gesellschafterversammlung in Wien.

Leichter Rückgang

Die eingangs skizzierten Rahmenbedingungen spiegeln sich auch in den Zahlen der Kooperation für die ersten fünf Monate 2024 wider: Per 31. Mai 2024 verzeichnet diese beim zentral abgerechneten Einkaufsvolumen einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bereits im vergangenen Geschäftsjahr musste nach dem Rekordjahr 2022 und der nachfolgend einsetzenden Baubremse mit einem Einkaufsvolumen von 7,687 Mrd. Euro ein Rückgang verbucht werden, erläutert Finanzgeschäftsführer Jörg Hoffmann. Die anhaltend herausfordernde Marktsituation zeige sich in unterschiedlicher Ausprägung in den einzelnen Warenbereichen, sagt Hartmut Möller, Geschäftsführer Gesellschafterbetreuung, Einkauf und für die Landesgesellschaften Österreich und Schweiz. So seien zum Beispiel im Einzelhandel die schmaleren Budgets der Endverbraucher spürbar und daher in Summe keine außergewöhnlichen Impulse für dieses Jahr zu erwarten.

Österreich und die Schweiz

„Die derzeit komplexen Herausforderungen in der Bauwirtschaft beschäftigen uns auch in Österreich und der Schweiz. So wurde in Österreich mit einem Minus von 27 Prozent bei den baubewilligten Wohneinheiten in 2023 ein neuer Negativrekord aufgestellt. In der Schweiz ist der Baumarkt zwar noch relativ stabil, aber angesichts der Zinssituation und des zunehmenden Fachkräftemangels nimmt auch hier die Verunsicherung zu“, führte Möller aus. Aufgrund der aktuellen Marktlage rechnet die Geschäftsführung allerdings mit weiteren Verschiebungen vom klassischen Neubaugeschäft hin zu Nachverdichtung, Sanierung und Renovierung. „Dabei ist das Sanierungsvolumen in Deutschland, Österreich und der Schweiz grundsätzlich deutlich größer als das Neubau-Segment“, wie Möller dazu ausführte. Daher werde auch das 2023 gestartete Vertriebskonzept „Koordinator Energetische Sanierung (KES)“ als ein Beispiel für die erfolgreiche Arbeit an den richtigen Themen weiter forciert. Das Konzept hat sich bereits in kurzer Zeit mit bisher knapp 300 geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Gesellschafterhäusern zu „Koordinatoren Energetische Sanierung“ sehr gut entwickelt, so Möller weiter. Ziel sei es, den Kunden im Schulterschluss mit den Fachunternehmen im Handwerk die entscheidende Unterstützung auf dem Weg zur staatlichen Förderung an die Hand zu geben und den Sanierungsmarkt voranzutreiben.

Zurückhaltende Prognose

Bei der Prognose für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres zeigt sich die Geschäftsführung aufgrund der anhaltenden Belastungsprobe für die Bauwirtschaft zurückhaltend: „Angesichts der bereits skizzierten Vorzeichen erwarten wir auch in 2024 noch keine Dynamisierung unseres Geschäftes. Dabei sehen wir uns als Europas führende Kooperation für Baustoffe, Holz und Fliesen mit unserer starken Gemeinschaft von 446 Gesellschaftern mit 1.716 Standorten (Stand 06/24) und der dahinterstehenden Kompetenz und Leistung für die Bewältigung der vielfältigen Aufgaben in einem anspruchsvollen Markt gut aufgestellt“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung abschließend. Vor diesem Hintergrund hat die Kooperation auf der Gesellschafterversammlung in Wien zugleich den 20. Geburtstag der Eurobaustoff sowie das damit verbundene fünfjährige Bestehen der Landesgesellschaften Österreich und Schweiz feierlich gestaltet.